Neu in Berlin: „Auf das Versagen der deutschen Bürokratie zu setzen, ist eine sichere Wette“

3000 Euro verliert Berlin laut Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) jedes Jahr durch jede nicht gemeldete Person. Um dieses Defizit zu beheben, schlug Giffey unter anderem vor einigen Wochen die Wiedereinführung des Begrüßungsgeldes vor. Personen, die sich mit ihrem Erstwohnsitz in Berlin anmelden, sollen demnach einmalig 100 Euro erhalten.

Die ehemalige Regierende Bürgermeisterin konzentrierte sich dabei auf internationale Neuankömmlinge. 2023 zogen fast 50.000 Menschen aus dem Ausland nach Berlin. Giffey glaubt, dass das Begrüßungsgeld sowohl der Stadt als auch den neu Zugezogenen bei der Ankunft helfen würde.

Nicolas Bouliane lacht, als er von diesem Vorschlag hört. Der Kanadier, der seit neun Jahren in Berlin wohnt, betreibt seit 2017 die Website All About Berlin. Diese hilft internationalen Neuankömmlingen beim anfänglichen Zurechtfinden in Berlin. Damit ist er sehr erfolgreich. Mehr als 10.000 Menschen folgen ihm in den sozialen Medien. Im Ausland wird seine Seite sogar als die Go-to-Adresse für einen gelungenen Start in Berlin genannt.

Ein wichtiger Teil seiner Website ist der Leitfaden zur Anmeldung. Zum Vorschlag eines Begrüßungsgeldes sagt Bouliane: „Die 100 Euro wären im Grunde nur eine Entschädigung für die Dienstleistungen, die Berlin nicht erbracht hat. Es ist wie eine Tüte Haribo, wenn dein Zug zwei Stunden verspätet ist – nett, aber keine echte Lösung.“

Statt ein Begrüßungsgeld einzuführen, sollte der Senat andere Prioritäten setzen. In einem Café in Friedrichshain, wohin er aus Pankow geradelt ist, packt der Kanadier aus: So frustrierend ist die Ankunft in Berlin wirklich, und das muss sich dringend ändern.

Während er bei der Kellnerin sein Frühstück bestellt, erzählt Bouliane, wie seine Website entstanden ist und wie sie den Leidensweg vieler Neuankömmlinge widerspiegelt. Das Ankommen in Berlin war für ihn........

© Berliner Zeitung