„Bloodbath Nation“: Paul Auster nimmt die Lügen auseinander, auf denen die USA erbaut sind

Paul Auster hat einen klassischen englischen Aufsatz über Schusswaffengewalt in den USA geschrieben, spannend aufgebaut, glänzend argumentierend, und als man schon ganz atemlos ist – auch entsetzt, aber eben auch atemlos, dass es dem Menschen, diesem fürchterlichen Wesen, trotz allem möglich ist, so vernünftig seinen Kopf zu gebrauchen –, zoomt er noch einmal an eine Szene heran.

Es ist der Amoklauf in der First Baptist Church im texanischen Sutherland Springs am 5. November 2017 mit am Ende insgesamt 26 Toten. Ein weiterer Mann aber taucht auf und hat seinerseits eine Waffe und ist ein sehr guter Schütze. Der Mann trifft mehrfach, aber der Mörder kann in einem Auto fliehen, aber der Mann rast hinterher und trifft wieder mehrfach. Später wird er sagen: „Wir sind nicht dafür gemacht, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen. Es schadet uns. Es verändert uns.“ Die Waffenlobby unterstützt er dennoch. Hier kommt vieles zusammen an Grauen und an Widersprüchen.

Obwohl Auster glasklar schreibt (und Werner Schmitz glasklar übersetzt und uns geduldig auch durch grauenhafte medizinische Aufzählungen manövriert), steuert er geruhsam auf das Thema zu. Das Thema sind die fast 40.000 Menschen, die in den USA in jedem Jahr durch Schussverletzungen sterben, mehr als hundert am Tag in einem Land, in dem mehr Schusswaffen im........

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