In einem alten Karnevals-Gassenhauer heißt es ja: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei …“ Klingt wie Katerstimmung nach den „drei tollen Tagen“. Die Fastenzeit beginnt. Und in katholischen Kirchen werden traditionell bis Karsamstag die Altäre für die ganze Passionszeit verhüllt.
Über die evangelische Berliner Parochialkirche indes lässt sich sagen: Am Aschermittwoch ging etwas los! Etwas Neues an diesem Ort, an dem wir innen noch die Spuren des Krieges sehen: An den unverputzten Ziegelmauern hängen auf einmal im Halbrund der Apsis und links und rechts davon zwölf große Gemälde. Nein, keine Passions-Bilder, keine Kreuzigungsszenen, sondern farbintensive, moderne Auferstehungs-Motive. Etwas sehr Seltenes in der Kunstgeschichte, die sich, wie statistisch belegt, seit dem Mittelalter zumeist dem Advent, den Verkündigungen, der Geburt Christi und der Passion Christi bis zum Tod am Kreuz widmet.
Diese zwölf Kirchen-Bilder sind anders. Sie kommen aus der Nachbarschaft, aus der Nikolaikirche, die zum Stadtmuseum gehört. Die Motive überspringen terminlich wie thematisch die Karfreitags-Tragödie und gehen sogleich über zum Ostermorgen, zur Frohen Botschaft der Auferstehung. Zwölf solch hoffnungsvolle Szenen, gemalt von namhaften Berliner Künstlerinnen und Künstlern mit östlicher wie westlicher Biografie, entstanden in einer zweijährigen Langzeitaktion des langjährigen Stadtmuseumskurators Albrecht Henksy. Als Inspiration dienten ein altes verschwommenes Foto und die Leerstelle des seit Kriegsende 1945 verschollenen barocken Auferstehungsgemäldes eines unbekannten Malers in der Kraut-Kapelle der Berliner Nikolaikirche.
Im zweimonatigen Wechsel waren dort die Motive zu sehen, in denen Berliner Malerinnen und Maler sich für ein kleines Honorar, aber mit großem Einsatz der historischen Fehlstelle widmeten. Stilistisch könnte das unterschiedlicher nicht sein – figürlich bis abstrakt, poetisch bis expressiv. Manche Motive kommen ganz ohne Gestaltzeichen aus, zeigen einen Kinderspielplatz oder eine Konfetti-Parade. Und eine Frühlingsszene – die Wiederauferstehung der Natur. Einer der Maler ging das Thema divers an: Seine auferstehender Jesus ist Mann und Frau zugleich.
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Nie ging es bei diesem Kunstprojekt um Reproduktion, um Ersatz des Verschollenen, sondern um eine heutige Interpretation des Themas Auferstehung. Nun sind diese Variationen bis Pfingsten versammelt – als Dialog zwischen Gegenwart und Ewigkeit, Heilsversprechen und globaler Wirklichkeit. Auch als Anlass zur Debatte.
Kunstraum Parochial, Klosterstraße 67, bis 20. Mai, Mo–Fr 10–16, Sa–So 13–16 Uhr. Eintritt frei, Taschenkatalog 3 Euro
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In einem alten Karnevals-Gassenhauer heißt es ja: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei …“ Klingt wie Katerstimmung nach den „drei tollen Tagen“. Die Fastenzeit beginnt. Und in katholischen Kirchen werden traditionell bis Karsamstag die Altäre für die ganze Passionszeit verhüllt.
Über die evangelische Berliner Parochialkirche indes lässt sich sagen: Am Aschermittwoch ging etwas los! Etwas Neues an diesem Ort, an dem wir innen noch die Spuren des Krieges sehen: An den unverputzten Ziegelmauern hängen auf einmal im Halbrund der Apsis und links und rechts davon zwölf große Gemälde. Nein, keine Passions-Bilder, keine Kreuzigungsszenen, sondern farbintensive, moderne Auferstehungs-Motive. Etwas sehr Seltenes in der........