Wie Bad Gastein das Berlin der 90er-Jahre wiederaufleben ließ

Die angetrunkenen Skifahrer, die nach ihrer Après-Ski-Party mit den Skiern über den Schultern grölend durch das Dorf torkeln würden, nervten schon einige Dorfbewohner, sagt eine Stadtführerin nach der offiziellen Führung, und kommt dann schnell auf das Thema Umweltschädlichkeit des Skizirkus in den Alpen zu sprechen.

Das Thema ist nicht neu, denn immer neue Liftanlagen, Kunstschnee und das Erschließen der alpinen Natur für Skifahrer fordern ihren Tribut bei der Umwelt. Doch man kann auch einen superschönen Winterurlaub in Bad Gastein abseits der Pisten erleben. Schneeschuhwandern, Langlauf, Eislauf, Schlittenfahren oder einfach Spazierengehen in der Natur kann sehr erholsam sein. Dazu kommt das Angebot des Thermalbades Bad Gastein.

Schon die Anreise nach Bad Gastein kann nachhaltig per Eisenbahn erfolgen. Von Berlin braucht man dazu nur in München umsteigen, die komplette Fahrzeit – rund 840 Kilometer – nach Bad Hofgastein beträgt 7,5 Stunden. Aussteigen kann man in den hintereinanderliegenden Bahnhöfen Dorfgastein, Bad Hofgastein und Bad Gastein. Sowohl in Bad Hofgastein als auch im Nachbarort Bad Gastein fällt sofort die hohe Zahl leer stehender Hotels auf. Vor allem Bad Gastein, am Ende des Tals gelegen, hat schon einmal bessere Zeiten gesehen. Wenn man die hufeisenförmige Hauptstraße des Ortes entlangläuft, wird schnell klar, dass der Leerstand schon einige Zeit andauert.

Das gilt für Bauten wie das riesige Gründerzeithaus am Straubinger Platz genau wie für das Kongresszentrum, ein wuchtiger Betonklotz, der mitten im Zentrum die Blicke auf sich zieht und mit vier Glaskuppeln verziert ist, die einmal als postmodernes Aussichtscafé dienten. Schwer ist es nicht, durch den Keller in diesen Lost Place einzudringen. Doch Vandalismus ist kein Problem in Bad Gastein. Nach Jahrzehnten, in denen Besucher in Bad Gastein morbide Fassaden und geisterhafte Ruhe in den beschaulichen Straßen des Bergortes wahrnahmen, kommt jetzt Bewegung in den Alpenort.

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02.04.2024

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Nicht wenige Besucher fühlen sich an das Berlin der 90er-Jahre erinnert, als der Ostteil nach Jahrzehnten des Verfalls ungeahnte Freiräume bot, um kreative Projekte zu verwirklichen. Tyler Brulé, Gründer des Lifestylemagazins Monocle, nennt Bad Gastein denn auch das Berlin der Berge, und der Berliner Friedrich Liechtenstein,........

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