Kindergärtnerin „trägt Vollbart“ und „reinste Anarchie“: Die Entstehung der Berliner Kinderläden

Wann genau der erste Kinderladen entstand, ist historisch nicht vollständig geklärt. Es war jedenfalls Ende der 1960er-Jahre, die Zeit der 68er-Generation, der APO (Außerparlamentarische Opposition), der Studentenrevolte, der sexuellen Revolution, der Gründung von studentisch-feministischen Weiberräten (die hießen wirklich so!) und der Emanzipation der Frauen.

Hausbesetzungen waren vor allem in Berlin-Kreuzberg an der Tagesordnung, Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg und natürlich gegen die Springer-Presse. Und es war auch die Zeit, als die Supermärkte in den Städten aufkamen, die die kleinen inhabergeführten Obst- und Gemüsegeschäfte, Molkereigeschäfte, Metzgereien, Kolonialwarengeschäfte und Fischgeschäfte arg in Bedrängnis brachten. Viele gaben auf, Ladenlokale standen leer.

Auf der anderen Seite waren Kindergartenplätze in jenen geburtenstarken Jahrgängen von damals rar gesät. So machte man aus der Not eine Tugend und engagierte Eltern begannen, die leeren Läden, fast immer im Erdgeschoss, zu Kinderläden umzufunktionieren. Vor allem progressive Eltern waren damals nicht mit der recht konservativen Erziehung in den Vorschulen, Horten und Kindergärten einverstanden. Schlagworte waren Gehorsam, Ordnungssinn, Reinlichkeit, Anpassung und Unterdrückung der kindlichen Sexualität. Dazu kam das Infragestellen der tradierten Rollenzuschreibungen – die Frau und ihr Platz am Herd sollten nicht mehr das A und O der Dinge sein.

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Ein Knackpunkt war damals sicher der ARD-Film am 1. Dezember 1969 mit dem Titel „Erziehung zum Ungehorsam“. In dem Film wurden herkömmliche Kindergärten und der dort herrschende Erziehungsstil dem Stil der neuen Kinderläden in Berlin, Frankfurt am Main,........

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