Die blauflügelige Ödlandschrecke ist eine Virtuosin der Tarnung. Mit ihrer hell- bis dunkelgrauen Färbung passt sie sich der Umgebung an, sei es eine Trockenwiese, ein Steinbruch oder eine Kiesgrube. Nur wenn sie auffliegt oder springt, sind ihre blauen Hinterflügel zu sehen. Ein paar Sekunden lang, dann verschmilzt sie wieder mit dem Untergrund.
Aber was hat das geschützte Insekt mit dem Generationenhaus Holländergarten in Reinickendorf zu tun? Sehr viel, denn allein sein vermutetes Vorkommen hat für einen Baustopp gesorgt. Sieben Monate lang. Am letzten Tag der Frist hatte die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz Einspruch gegen den Bau eingereicht.
Ein Gutachten wurde beauftragt. Keine Ödlandschrecke, nirgends. Der Naturschutzverein zog seine Einwände zurück. Am 10. Juni 2022 wurde der Grundstein gelegt. Doch bis zur Fertigstellung sollten noch einmal fast zwei Jahre vergehen. „Wer baut, braucht gute Nerven und einen langen Atem“, sagt Winfried Hammann, Vorstand der Bürgerstadt AG, die für die Projektsteuerung verantwortlich war.
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Wir sitzen im künftigen Gemeinschaftsraum des Generationenhauses Holländergarten. Auf dem kahlen Estrich stehen ein paar Tische und Klappstühle. Bis vor kurzem hatte hier die Bauleitung ihr Büro. Der Blick durch die geöffnete Terrassentür fällt auf eine junge Wiese. Im fünfeckigen Sandkasten liegt Spielzeug, auf dem Rasen stehen hölzerne Tierfiguren – Wippen für die Kinder.
Inzwischen sind fast alle Bewohnerinnen und Bewohner eingezogen. Jüngere, Ältere, Paare, Singles, Familien. Das Generationenhaus Holländergarten ist ein Genossenschaftsprojekt. Wohnen kann hier nur, wer Mitglied der Stadtbürgergenossenschaft ist. Genau 43 unterschiedlich große Wohnungen sind es, verteilt auf zwei jeweils viergeschossige Gebäude, einen würfelförmigen Solitär und einen langgestreckten Zeilenbau. Beide bilden den Rahmen für den „Grünen Salon“, wie der Architekt Fabian Schwade den Garten nennt.
„Von jeder Wohnung aus kann ich teilnehmen und bin auch selbst Teil des Geschehens“, sagt Schwade. Der Garten mit der Eiche aus dem alten Baumbestand ist so etwas wie die Agora der Community. Jede Wohnung hat ihre Aussicht darauf. Ob von einer Dachterrasse, Terrasse, Loggia oder von den bodentiefen Fenstern aus. Nach Süden und Westen ausgerichtet, fangen sie die Nachmittags- und Abendsonne ein.
Offenheit und Zurückhaltung charakterisieren das........