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„Ein Stück Heimat“: Berliner Architekten retten Schloss Broock vor dem Verfall

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06.10.2024

Einmal in jedem Zimmer schlafen. Spüren, wo der Wind reinzieht, die Geräusche orten. Das haben sie seit langem vor. Noch haben Stefan und Monika Klinkenberg nicht im Gutshaus übernachtet. Allmählich können sie es wagen. Das Dach über dem Mittelrisalit ist wieder drauf. Der vorspringende Gebäudeteil teilt den langgestreckten Bau in zwei symmetrische Hälften. Ein Koloss, für den das Wort Gutshaus viel zu klein ist.

Zimmerleute hatten am höchsten Punkt neues Dachgebälk eingezogen. Ende Juni war Richtfest. Die Richtkrone, angefertigt von einer Floristin aus dem Dorf, schwankt an diesem Spätsommertag noch ein wenig verblichen über dem First.

Wir sitzen unten, im Garten des ehemaligen Viehhauses an der Einfahrt des 16 Hektar umfassenden Gutsensembles. Hennen spazieren herum, irgendwo kräht ein Hahn, am Biertisch gibt es Kuchen und Tee. Das Architektenpaar aus Berlin hat hier seinen zweiten Wohnsitz. „Schloss Broock ist ein Stück Heimat geworden“, sagt Stefan Klinkenberg. Freundliche Augen, Schiebermütze, heiterer Grundton. Seine Frau Monika hört aufmerksam zu. In wenigen Sätzen umreißt Klinkenberg knapp 250 Jahre Schlossgeschichte. Von der spätbarocken Riesenkommode mit rosa Fassade über den Umbau durch Friedrich August Stüler zwischen 1841 und 1843 bis hin zur Gegenwart.

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Stüler, „der Architekt des Königs von Preußen“, gab dem Schloss die heutige Form im Stil der „Castle-Gothic“ mit achteckigen Türmchen, Zinnenkranz, Terrakotta-Schmuckfries über dem Portikus und einem Dach mit Biberschwanz-Deckung, das regelmäßig geteert wurde, um, nach englischem Vorbild, eine Schieferoptik zu erzeugen. „Wenn die Sonne draufschien, lief der Teer in die Dachrinne“, sagt Klinkenberg.

Stüler war vermutlich durch Peter Joseph Lenné mit dem damaligen Bauherren Hans Carl Franz Alexander Freiherr von Seckendorff in Verbindung gekommen. Lenné hatte kurz zuvor den Park in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Bis in die 1930er-Jahre hinein war Schloss Broock das größte Privatgestüt in Vorpommern, den wertvollen Stuten wurde ein kirchenartiger Marstall errichtet. Inzwischen wird in der historischen Reithalle Theater gespielt und Musik gemacht. Die junge Norddeutsche Philharmonie hält hier ihre Probencamps ab und lädt zu Werkstattkonzerten ein. Ein Vorgeschmack auf das, was kommen soll: die Wiederauferstehung eines gründlich ausgeweideten und ramponierten Bauwerks als Kultur- und Tagungszentrum.

Als die Klinkenbergs Schloss Broock zum ersten Mal sahen, zufällig, während einer Radtour, stießen sie auf eine Ruine. Das Dach des Mittelrisalits war vollständig eingestürzt, die Balken lagen wie Bestandteile einer Anselm-Kiefer-Installation in der........

© Berliner Zeitung


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