Spardebatte: Berlin verslumt, aber die Kultur will glänzen und nichts abgeben
Vorsicht, hier kommt ein unsachlicher Artikel mit unprofessionellen Vorlieben und theatralischen Abneigungen. Ein Text, der die gängige Haltung von Kulturredaktionen unterläuft, die bei Sparthemen natürliche Abwehr erkennen lassen. Zwar heißt es nicht direkt, in der Kultur darf nicht gespart werden, aber heimlich gedacht wird es schon. Auf diesen Nenner konnten sich auch Berliner Kulturinstitutionen ganz ohne Rücksprache einigen, als herauskam, dass in die Berliner Kultur in den nächsten zwei Jahren je 110 bis 120 Millionen Euro weniger Subventionen fließen sollen, das sind über zehn Prozent des Jahreshaushalts von rund einer Milliarde Euro. Das ist viel, sicher zu viel. Der Landeshaushalt Berlin liegt bei 40 Milliarden Euro.
Selbstverständlich lehnt „die Kultur“ das ab. Sie prasst schließlich nicht. Der Berliner Landesverband des Deutschen Bühnenvereins hat eine Petition auf den Weg gebracht, die eine Verelendung der Hauptstadt prophezeit, falls der Senat seine „Kahlschlag“-Pläne umsetzt. Im Einzelnen klingt das so: Privatbühnen droht die Insolvenz. Arbeitsplätze würden vernichtet. Hotels, Gaststätten, Nahverkehr erlitten empfindliche Einbußen. Soziale Räume des Miteinanders verschwänden – und so weiter, zwei Seiten lang.
Ein Gespenst im Berliner Kulturbetrieb: Wie sollen die Literaturhäuser mit weniger Geld auskommen?
02.10.2024
Kulturgrößen von Barenboim bis Castorf haben die Forderungen unterschrieben und bisher mehr als 54.000 Menschen. Nach Lektüre der Petition denkt man, es ginge nicht um zehn Prozent weniger, sondern Berlin wolle alle seine Theater aufgeben. Andererseits – 120 Millionen, das ist die Fördersumme für sechs große Sprechtheater. Der Bühnenverein ist ein Interessenvertreter, er neigt zu Übertreibung, will alarmieren. In Berlin hat er mehr zu tun als woanders. In der Stadt gab es nach dem Mauerfall alles doppelt – Theater, Opern, Spaßbäder. Die beiden Spaßbäder sind längst weg, von dem Rest blieb das meiste erhalten, alles nicht. Muss man das beklagen?
Wären die........
© Berliner Zeitung
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