Rapper Eko Fresh im Interview: „Am Kottbusser Tor liegt die Liebe in der Luft“
Er kommt gerade aus seiner „zweiten Heimat“, als wir Eko Fresh zum Interview treffen: Am Kottbusser Tor in Kreuzberg hat er gefrühstückt und vielleicht auch in Erinnerungen an alte Zeiten geschwelgt; daran gedacht, wie er als gerade mal Achtzehnjähriger, mit dem Traum Rapstar zu werden, nach Berlin gekommen ist; daran, wie er dann als rechte Hand von Kool Savas dabei war, als in Berlin der deutschsprachige Straßenrap aus der Taufe gehoben wurde, der düster und ungeschminkt im Vokabular seiner Protagonisten vom harten Leben in der Perspektivlosigkeit handelte und fortan für das Genre stilprägend war – oder daran, wie er sich mit seinem DJ eine Wohnung in der Sorauer Straße am Schlesischen Tor für 500 Mark teilte und von dort aus die Underground-Szene der Stadt erkundete. Heute lebt Eko Fresh wieder in seiner Rheinländer Heimat, in der Nähe von Köln in einem Reihenhaus, das man „für Rap-Verhältnisse schon spießig“ nennen kann, wie er selbst sagt. Im Gespräch kann er einen leichten kölschen Dialekt nicht verbergen.
Eko Fresh, um Ihren Rap-Traum zu verwirklichen, haben Sie einst die Schule abgebrochen und sind nach Berlin gezogen. Wie war es für Ihre Mutter, Sie gehen zu lassen?
Sie hat geweint. Aber sie hat es mir erlaubt. Heute wundere ich mich, dass sie dem gegenüber so aufgeschlossen war und Anfang der 2000er-Jahre geduldet hat, dass ich nach Berlin ziehe, um Rapstar zu werden. Sie war da sehr tolerant.
Durch den Rapper Kool Savas und den HipHop-Aktivisten Markus Staiger sind Sie dann bei dem bald legendären Underground-Label Royal Bunker gelandet. Wie wurden Sie dort aufgenommen?
Ich war dort der einzige Westdeutsche. Das fanden nicht alle so cool. Da hat schon der ein oder andere mal gesagt: „Was will der denn hier? Der ist doch kein Berliner.“ Aber Staiger ist da hart geblieben und hat mich dort mein Demo-Tape aufnehmen lassen. Ich bin froh, damals dabei gewesen zu sein. Zur Erinnerung habe ich mit das Bunker-Zeichen auf meinen Arm tätowiert.
Nachdem Berlin innerhalb der deutschen HipHop-Szene lange eher eine Nebenrolle innegehabt hatte und andere Städte wie Heidelberg, Frankfurt oder Hamburg das Geschehen dominiert hatten, eroberte die Hauptstadt in den 2000er-Jahren mit einem neuen, harten und ziemlich vulgären Sound die Szene. Wie war damals die Stimmung in Berlin?
Ich konnte dieses besondere Berlin-Feeling damals definitiv spüren. Die Rapper hier waren damals zwar noch Außenseiter in der Szene, aber eigentlich die realsten, weil sich hier das echte Leben auf der Straße abspielte. Die haben auf ihre Chance gelauert.
20.08.2024
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Wie haben Sie Ihr Auskommen finanziert?
Wenn ich Auftritte hatte, zum Beispiel als Back-up-MC gerappt habe, gab es eine kleine Gage. Damals war das ja alles noch Underground: Kool Savas war damals ein Geheimtipp, den in der Szene einige kannten und von dem es hieß, dass er........
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