Berliner Rapper Apsilon im Interview: „Moabit ist für mich viel mehr Heimat als die Bundesrepublik“

Auf seinem Debütalbum „Haut wie Pelz“ verhandelt der Berliner Rapper Apsilon das Erbe seiner Großeltern, die als sogenannte „Gastarbeiter“ aus der Türkei nach Deutschland kamen, und zeichnet das düstere Bild einer diskriminierenden, ignoranten und gefühlskalten deutschen Gesellschaft. Diese mit viel Wut im Bauch vorgetragene Anklage verbindet Apsilon mit einer Beschreibung der sozialen Realität, die er in dem ehemaligen Arbeiterbezirk und heute stark migrantisch geprägten Moabit tagtäglich beobachtet: „Deutschland, ja, du kannst uns abschieben / deine Rentner sammeln trotzdem Pfandflaschen aus den Tonnen“, rappt er etwa auf dem Song „Koffer.“ Anlässlich seiner Albumveröffentlichung haben wir Apsilon getroffen.

Apsilon, in Ihrer Musik geht es viel um den Berliner Bezirk Moabit, in dem Sie aufgewachsen sind. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Moabit ist ein sehr diverser Ort. Es gibt sowohl roughe als auch ruhigere, schönere Ecken. Und auch wenn sich das seit einigen Jahren ändert, ist es auch noch ein Teil des nicht totgentrifizierten Berlins.

Wer trägt die Schuld an der Gentrifizierung? Die Menschen mit vergleichsweise hohem sozioökonomischen Status, die in die angesagten Kieze ziehen?

Nein, meiner Meinung nach tragen die Menschen, die gerne in einem coolen Bezirk wohnen würden, keine Schuld an der Gentrifizierung. Das würde ich ja auch wollen. Es sind vielmehr politische Entscheidungen, die zu Gentrifizierung führen. Im Endeffekt liegt das Problem darin, dass Wohnraum nach marktwirtschaftlichen Prinzipien verwaltet wird.

Auf Ihrem Album beschreiben Sie Ihre Gegend in Moabit teilweise recht düster. Es geht viel um die sozialen Missstände vor Ort. Sind Sie mit denen denn viel in Kontakt gekommen?

Das geschieht unweigerlich, wenn man dort aufwächst. In der Gegend rund um die Turmstraße und die Beusselstraße sieht man viel Armut, Drogenabhängigkeit und Kriminalität. Ich habe immer noch den Vater von unseren Nachbarskindern vor Augen, der mit einem Einkaufsanhänger durch die Gegend lief und Pfandflaschen sammelte. Das ist die Realität dort.

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