Laufen, kratzen, kämpfen: So punktet der 1. FC Union Berlin gegen stärkere Gegner

Wer möchte, kann aus Fußball Mathematik machen. Zahlen dazu gibt es zuhauf. Es gibt weit mehr als Tore und Punkte, Ecken und Freistöße, Zweikämpfe und Torschüsse. Begonnen hat es zu Beginn der 1990er-Jahre mit einfachen Statistiken, entwickelte sich zehn Jahre später durch Tracking-Systeme und Videoanalyse weiter, bis die Bundesliga im Jahr 2011 detaillierte Spielerdaten einführte und seitdem alles Mögliche aufbereitet, was das Herz eines Analysten erfreut. Mittlerweile erfasst die Deutsche Fußball Liga (DFL), wie sie selbst mitteilt, „während eines Spiels insgesamt 3,6 Millionen Positionsdatenpunkte und rund 1600 Spielereignisse“.

Das klingt nicht nur nach einem Datenwust, es ist einer. Von Angriffszone, von der noch jeder weiß, was das ist, geht es bis zum x-Goal, dem Expected Goal, um dessen Wert nur noch die wenigsten wissen. Um es zu erklären: Dieser Wert beschreibt, wie wahrscheinlich ein Torschuss tatsächlich auch zum Tor führt. Er gilt als wichtiger Messwert für die Effizienz eines Spielers oder der Mannschaft.

Doch auch hierbei ist wiederum eine Flut von Daten erforderlich: Distanz und Winkel des Spielers zum Tor; Zahl der Gegenspieler in der Nähe des Schützen; zur Ermittlung werden zudem 40.000 Torschüsse aus dem historischen Videoarchiv der DFL herangezogen. Der denkwürdige Treffer von Leopold Querfeld in der vorigen Spielzeit zum 3:2 gegen Stuttgart (Ende 4:4), der mit einer Wahrscheinlichkeit von 1,2 Prozent zum unwahrscheinlichsten Tor nicht nur der Saison, sondern seit Beginn der Datenmessung wurde, lässt grüßen. Dass dieser Treffer etwas Außergewöhnliches war, sah schon jeder im Stadion. Doch erst durch die exakte Messung weiß man nun, dass dieses Tor aus rund 34 Metern, bei dem der Ball mit einer Geschwindigkeit von 118 km/h einschlug, der helle Wahnsinn war.

Auch deshalb schauen viele Trainer und deren Assistenten bei der Erzielung eines Tores fast augenblicklich nicht mehr auf den Rasen, sondern auf ihren Laptop. Das Wort vom „Laptop-Trainer“, das seit etlichen Jahren rund um die........

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