Kinderlos aus Protest: Wie die 4B-Bewegung Südkoreas Geburtenproblem verstärkt

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Leere Gänge, verwaiste Plätze, hochgestellte Stühle — das, was in den Klassenzimmern deutscher Schulen nur nach Unterrichtsschluss, am Wochenende oder in den Ferien der Fall ist, ist in Südkorea vielerorts Dauerzustand. Tatsächlich gab es an ganzen 157 Grundschulen im Land im März dieses Jahres keinen einzigen Erstklässler, der eingeschult werden konnte. Wie kann das sein?

Dass die Geburtenraten vor allem in den modernen Industrienationen sinken, ist bekannt. Auch in Deutschland wurden in diesem Jahr von Januar bis Juli nur rund 392.000 Kinder geboren, etwa drei Prozent weniger als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Damit liegt die Geburtenziffer pro Frau in Deutschland bei 1,35 – weit unter den 2,1 Kindern pro Frau, die es zum Erhalt der Bevölkerung brauchen würde. Auch in anderen europäischen Ländern ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Selbst Frankreich, das von derlei Problemen lange Zeit unberührt war, kam im Jahr 2022 gerade einmal auf 1,79 Kinder pro Frau. Malta ist im europäischen Vergleich das Schlusslicht, mit einem Wert von 1,08. Dennoch ist dies noch immer mehr als in Südkorea; hier sank die Geburtenrate auf 0,71 Kinder pro Frau, eine der niedrigsten weltweit.

Dabei sah dies vor wenigen Jahrzehnten noch ganz anders aus. In den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts lagen die Zahlen noch bei fast sechs Kindern pro Frau, eine Zeit, die auch als „Babyboom“ bezeichnet wird, und selbst im Jahr 2008 entschieden sich noch immer etwa 62 Prozent der koreanischen Frauen für Kinder.

Nur zehn Jahre später waren es nur noch 44 Prozent. Sollte sich der Trend auf diese Weise fortsetzen, wird es in fünfzig Jahren nur noch halb so viele arbeitsfähige Menschen im Land geben wie momentan, und mehr als die Hälfte der Bevölkerung wird älter als 65 Jahre alt sein. Die Gründe dafür sind vielfältig.

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