Ukrainekrieg: Für Putin ist Kursk nicht so wichtig, solange er an der Donbas-Front erfolgreich ist

Gegen Ende der zweiten Woche nach Beginn der ukrainischen Spezialmilitäroperation in der Region Kursk hat sich die Lage im Gebiet des ukrainischen Einmarsches weitgehend stabilisiert. Nach Informationen des ukrainischen Generalstabes kontrolliert Kiew mittlerweile über 80 Ortschaften auf insgesamt über 1.000 Quadratkilometern. Die ukrainischen Streitkräfte haben unterschiedlichen Schätzungen zufolge in der Region Kursk rund 6000 Mann im Einsatz. Hierbei handelt es sich um eine ausreichende Truppenstärke zur Absicherung des eroberten Territoriums, aber auch zur Einnahme weiterer kleinerer Siedlungen, so insbesondere im Bezirk Gluschkowskij im Südwesten der Region Kursk.

Für einen Durchbruch zu Bezirkshauptstädten und insbesondere zur Regionalhauptstadt Kursk bedarf es allerdings deutlich größerer Truppenverbände. Ob die ukrainische Militärführung angesichts der schwierigen Lage im Donbas den Einsatz von weiteren drei bis fünf Brigaden riskieren möchte, darf freilich ernsthaft angezweifelt werden.

Aus aktueller Sicht scheint aber die Einnahme regionaler Großstädte ohnehin nicht zu den operativen Zielen Kiews zu zählen. Nach Ansicht von Oberst des Generalstabes Dr. Markus Reisner, eines führenden österreichischen Militärexperten, scheint die ukrainische Angriffsoperation in der Region Kursk nunmehr aus der Offensiv- in die Defensivphase zu wechseln. So bereite die Ukraine beispielsweise den Fluss Sejm als eine mögliche Verteidigungslinie gegen den russischen Angriff vor und habe zwei Brücken zerstört und eine weitere beschädigt.

Die russische Führung hat sich offenbar vom ersten Schock des ukrainischen Blitzangriffes erholt, schaffte es, das Chaos und die Verwirrung größtenteils in den Griff zu........

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