Persönlich
Der Kompromiss
Das Streben nach dem Mittelweg kann man ganz unterschiedlich auffassen. Einigung rückt schon rein sprachlich in weite Ferne.
Stefan Strittmatter 03.04.2024, 05.00 Uhr Drucken Teilen
Die entscheidende Frage: Ist ein Kompromiss eine win/win- oder doch eher eine lose/lose-Situation?
Bild: Jonas Ginter / fotolia
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Und während der Esel stehen bleibt, gibt der Klügere nach. Egal auf welches Sprichwort man sich beruft: Kompromissbereitschaft scheint eine löbliche Tugend zu sein. Wenns doch nur so einfach wäre...
Als Beispiel soll der englischsprachige Raum herhalten. So versteht man «to compromise» im Commonwealth of Nations – also im Vereinten Königreich, in Kanada, Australien, Jamaika, etc. – durchwegs positiv. Bei einem Kompromiss gewinnen beide Seiten.
Ganz anders jedoch in den Vereinigten Staaten, wo eine negative Leseart vorherrscht – was mit etwas Küchenpsychologie Rückschlüsse auf eine gewisse Sturköpfigkeit zulässt. Hier liest man «to compromise» vergleichbar mit «kompromittieren». Bei einem Kompromiss verlieren beide Seiten.
Verlorene Sache, entschlüsselte Botschaft
Doch interessiert uns vorrangig der deutsche Sprachgebrauch. Auf der einen Seite stehen da Redewendungen wie diese: «Lass dich in keinen Kompromiss. Du verlierst die Sach', das ist gewiss!» Ähnlich negativ war die Sichtweise des Politikers Ludwig Erhard (1897-1977): «Ein Kompromiss ist die Kunst, einen Kuchen so zu teilen, dass jeder meint, er habe das grösste Stück bekommen.»
Dem widerspricht nun aber die Ethik, welche die Bereitschaft, von der eigenen Meinung abzuweichen, als erstrebenswert erachtet. Und so kann man sich bei so vielen Lesearten abschliessend lediglich darauf einigen, dass es beim «Kompromiss» keine Einigung gibt. Selbst am Mittelweg scheiden sich die Geister.
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Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Und während der Esel stehen bleibt, gibt der Klügere nach. Egal auf welches Sprichwort man sich beruft: Kompromissbereitschaft scheint eine löbliche Tugend zu sein. Wenns doch nur so einfach wäre...
Als Beispiel soll der englischsprachige Raum herhalten. So versteht man «to compromise» im Commonwealth of Nations – also im Vereinten Königreich, in Kanada, Australien, Jamaika, etc. – durchwegs positiv. Bei einem Kompromiss gewinnen beide Seiten.
Ganz anders jedoch in den Vereinigten Staaten, wo eine negative Leseart vorherrscht – was mit etwas Küchenpsychologie Rückschlüsse auf eine gewisse Sturköpfigkeit zulässt. Hier liest man «to compromise» vergleichbar mit «kompromittieren». Bei einem Kompromiss verlieren beide Seiten.
Doch interessiert uns vorrangig der deutsche Sprachgebrauch. Auf der einen Seite stehen da Redewendungen wie diese: «Lass dich in keinen Kompromiss. Du verlierst die Sach', das ist gewiss!» Ähnlich negativ war die Sichtweise des Politikers Ludwig Erhard (1897-1977): «Ein Kompromiss ist die Kunst, einen Kuchen so zu teilen, dass jeder meint, er habe das grösste Stück bekommen.»
Dem widerspricht nun aber die Ethik, welche die Bereitschaft, von der eigenen Meinung abzuweichen, als erstrebenswert erachtet. Und so kann man sich bei so vielen Lesearten abschliessend lediglich darauf einigen, dass es beim «Kompromiss» keine Einigung gibt. Selbst am Mittelweg scheiden sich die Geister.
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Der Kompromiss Das Streben nach dem Mittelweg kann man ganz unterschiedlich auffassen. Einigung rückt schon rein sprachlich in weite Ferne.
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Bild: Jonas Ginter / fotolia Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Und während der Esel stehen bleibt, gibt der Klügere nach. Egal auf welches Sprichwort man sich beruft: Kompromissbereitschaft scheint eine löbliche Tugend zu sein. Wenns doch nur so einfach wäre...
Als Beispiel soll der englischsprachige Raum herhalten. So versteht man «to compromise» im Commonwealth of Nations – also im Vereinten Königreich, in Kanada, Australien, Jamaika, etc. – durchwegs positiv. Bei einem Kompromiss gewinnen beide Seiten.
Ganz anders jedoch in den Vereinigten Staaten, wo eine negative Leseart........
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