Leitartikel
Für den ESC in Basel: Auch Hedonisten kommen in den HimmelEs ist zu begrüssen, dass über den Eurovision Song Contest in Basel abgestimmt wird. Die Gegner sollten eines bedenken: Gott hat (vermutlich) nichts gegen eine gute Party. Und die Befürworter sollten sich über etwas klar sein: Das Dargebotene ist keine (gute) Musik.
Patrick Marcolli Jetzt kommentieren 02.11.2024, 05.00 Uhr Drucken TeilenExklusiv für Abonnenten
Merci Chérie: Jürgens 1966 am Concours Eurovision de la chanson.
Bild: Ducklau DPADie Abstimmungen vom 24. November sind bereits jetzt ein Fest für helvetische Glaubenskrieger. Altbekannt sind die Fronten zwischen den motorisierten Individualisten einerseits und den öffentlichen Transportmittelnutzern sowie Zweiradtretern anderseits.
Interessanter, weil stärker mit immateriellen Werten verbunden, ist das Referendum zum Eurovision Song Contest (ESC) in Basel. Da hat es eine Partei, die im Stadtkanton quasi inexistent ist, die EDU, tatsächlich geschafft, rund 4000 Unterschriften gegen die Austragung dieses Mega-Events (um es im ESC-Slang auszudrücken) zu sammeln.
Mürrische Skeptiker
Man kann den EDU-Erfolg folgendermassen interpretieren: Es gibt einige Tausend Bewohnerinnen und Bewohner dieses Kantons, welche den ESC und seine Durchführung in Basel für gänzlich überflüssig halten und folgerichtig auch kein Steuergeld dafür ausgeben möchten. Das ist die Gruppe der mürrischen Skeptiker, der Kultur- und Politikmüden.
Dann gibt es die noch wichtigere, weil lautere Gruppe der Überzeugungstäter. Sie sind im (frei-)kirchlichen Umfeld zu suchen und sehen den Anlass als eine von ihren christlichen Grundwerten abweichende Veranstaltung. Ihnen wird dort zu viel über Fragen der Identität und Fluidität gesungen und gesprochen. Ein Dorn im Auge ist ebenso der offen zelebrierte Hedonismus, der Überschwang, die Wollust, die Völlerei. Eher schafft es ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein ESC-Teilnehmer in die Charts Gottes, also den Himmel.
Die Vorbehalte gegen den ESC
Auf der........