Art Blanche
Die Tage einiger Kunstmessen scheinen gezählt
Wandel gehört dazu: Seitenmessen zur Art kommen und gehen. Kaum eine Zukunft hat zum Beispiel die Design Miami.
Patrick Marcolli Jetzt kommentieren 13.06.2023, 16.00 Uhr Drucken Teilen
Die Liste in der Messehalle: Ein anderer Charakter als noch im Warteck.
Bild: Roland Schmid
Quizfrage: Wo ist es dunkel, fast menschenleer und der Kitsch besonders gut erkennbar? Richtig: An der Design Miami in der Messehalle. Diese einst hoffnungsvoll und mit viel Schwung lancierte Seitenmesse zur Art wirkt mittlerweile wie ein Fremdkörper. Selbstverständlich gibt es an etwa der Hälfte der Stände betörende Designklassiker zu sehen und – sollte das nötige Kleingeld vorhanden sein – auch zu kaufen.
Aber sonst? Dem Liebhaber von Funktionalität und feinen Entwürfen dreht sich der Magen. Im besten Fall könnte man von Fusion-Design sprechen, mit weniger Goodwill von Ethno-Schwulst. Die Ausstellerinnen und Aussteller können einen fast leid tun. Entweder sie sitzen gelangweilt herum, halten sich mit Gesprächen unter ihresgleichen wach oder starren in ihre Laptops. Nähert sich ein potenzieller Kunde, sind sie ehrlich überrascht.
Hat diese Veranstaltung eine Zukunft? Ich gehe davon aus, dass sich die Design Miami in den nächsten Jahren verabschieden wird. Ebenso schwierig dürfte es mittelfristig die Volta haben, die im Klybeck heuer ihre marginale Existenz nochmals zelebrieren darf. Ambivalent ist die Entwicklung der Liste: Sie ist im alten, verwinkelten Warteck im Wettstein aufgeblüht und gediehen. Dann wurde sie von der Messe zumindest räumlich geschluckt und fristet nun ein eigenartiges Zwitter-Dasein in einer überdimensionierten Halle am Riehenring. Ob das auf Dauer gut gehen mag für Kunst, die einem Off-Space viel besser anstehen würde?
Vielleicht sollte man sich keine Sorgen machen und einfach anerkennen, dass Veränderungen grundsätzlich ein Lebensbeweis sind. Beim Basel Social Club auf dem Franck-Areal wird in dieser Woche vorgelebt, was es heisst, neues Terrain zu betreten und sich zum Kult-Ort zu entwickeln. Tausende Besucherinnen und Besucher haben gleich am Sonntag Gelände, Gebäude und Kunst erkundet. Die Prognose ist nicht sehr gewagt: Diese Veranstaltung hat grosses Potenzial und könnte in Zukunft die Art-Woche prägen.
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Aber sonst? Dem Liebhaber von Funktionalität und feinen Entwürfen dreht sich der Magen. Im besten Fall könnte man von Fusion-Design sprechen, mit weniger Goodwill von Ethno-Schwulst. Die Ausstellerinnen und Aussteller können einen fast leid tun. Entweder sie sitzen gelangweilt herum, halten sich mit Gesprächen unter ihresgleichen wach oder starren in ihre Laptops. Nähert sich ein potenzieller Kunde, sind sie ehrlich überrascht.
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Vielleicht sollte man sich keine Sorgen machen und einfach anerkennen, dass Veränderungen grundsätzlich ein Lebensbeweis sind. Beim Basel Social Club auf dem Franck-Areal wird in dieser Woche vorgelebt, was es heisst, neues Terrain zu betreten und sich zum Kult-Ort zu entwickeln. Tausende Besucherinnen und Besucher haben gleich am Sonntag Gelände, Gebäude und Kunst erkundet. Die Prognose ist nicht sehr gewagt: Diese Veranstaltung hat grosses Potenzial und könnte in Zukunft die Art-Woche prägen.
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Die Tage einiger Kunstmessen scheinen gezählt
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13.06.2023
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Die Tage einiger Kunstmessen scheinen gezählt Wandel gehört dazu: Seitenmessen zur Art kommen und gehen. Kaum eine Zukunft hat zum Beispiel die Design Miami.
Patrick Marcolli Jetzt kommentieren 13.06.2023, 16.00 Uhr Drucken Teilen Die Liste in der Messehalle: Ein anderer Charakter als noch im Warteck.
Bild: Roland Schmid Quizfrage: Wo ist es dunkel, fast menschenleer und der Kitsch besonders gut erkennbar? Richtig: An der Design Miami in der Messehalle. Diese einst hoffnungsvoll und mit viel Schwung lancierte Seitenmesse zur Art wirkt mittlerweile wie ein Fremdkörper. Selbstverständlich gibt es an etwa der Hälfte der Stände betörende Designklassiker zu sehen und – sollte das nötige Kleingeld vorhanden sein – auch zu kaufen.
Aber sonst? Dem Liebhaber von Funktionalität und feinen Entwürfen dreht sich der Magen. Im besten Fall könnte man von Fusion-Design sprechen, mit weniger Goodwill von Ethno-Schwulst. Die Ausstellerinnen und Aussteller können einen fast leid tun. Entweder sie sitzen gelangweilt herum, halten sich mit Gesprächen unter ihresgleichen wach oder starren in ihre Laptops. Nähert sich ein potenzieller Kunde, sind sie ehrlich überrascht.
Hat diese Veranstaltung eine Zukunft? Ich gehe........
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