Kommentar

Verloren auf einem Nebengleis

Eine S-Bahn-Haltestelle Solitude ist ein Luxusprojekt. Das kann man machen, spricht aber nicht für eine geglückte Priorisierung der Basler Verkehrsprojekte.

Christian Mensch 13.09.2023, 18.45 Uhr

Drucken

Teilen

Die neue Haltestelle «Solitude» entsteht in unmittelbarer Nähe zum Badischen Bahnhof.

Bild: Juri Junkov

Glücklich kann sich eine Stadt schätzen, die sich mit grossem Aufwand einer S-Bahn-Station Solitude widmet. Denn wer die Planungskapazitäten und das Geld hat, um sich mit einer neuen Haltestelle in unmittelbarer Nähe zum Badischen Bahnhof zu beschäftigen, der hat keine grösseren Probleme. Könnte man denken.

Am Geld liegt es tatsächlich nicht. Die Baukosten scheinen mit 27 Millionen Franken überschaubar und werden aus verschiedenen öffentlichen Töpfen bestritten. Dass jedoch auch Planungskapazitäten in einem chronisch überlasteten Planungsamt bestehen sollten, verleitet zur Frage, ob hier wohl die Prioritäten richtig gelegt werden. Wohl kaum.

Um es klar zu benennen: Die neue Haltestelle müsste «Roche» heissen, denn nur als politisches Entgegenkommen an den Pharmakonzern ist das Projekt verständlich. Seine in die Höhe schiessenden Pläne wurden kritiklos gutgeheissen, doch dabei der mahnende Finger erhoben, das private Verkehrsaufkommen dürfe nicht gleichermassen emporschnellen. Als öffentlicher Beitrag dazu gibt es eine S-Bahn-Haltestelle.

Die Stadt sollte sich nicht wundern, wenn ihre Verkehrspläne – etwa ihre S-Bahn-Herzstück-Ambitionen - auf Bundesebene kritisch betrachtet und die Mittel nicht so freizügig gesprochen werden. Denn weshalb sollte im Grossen die Priorisierung richtig sein, wenn sie schon im Kleinen der Befriedigung partikularer Interessen dient?

Zum Artikel:

Stadtplanung

Im Wirrwarr des Verkehrs: So soll die Haltestelle «Roche» funktionieren

vor 55 Minuten

Mehr Artikel dieser Gemeinden

Mehr zum Thema

öffentlicher Verkehr

Wendegleis statt Herzstück: Initiative für schnelle S-Bahn Verbesserungen im Raum Basel geplant

24.08.2023

Analyse

Kein Ausweg ohne Ausbau: Warum Basel Rheintunnel und Herzstück unbedingt braucht

Andreas Schwald 07.07.2023

Eine S-Bahn-Haltestelle Solitude ist ein Luxusprojekt. Das kann man machen, spricht aber nicht für eine geglückte Priorisierung der Basler Verkehrsprojekte.

Glücklich kann sich eine Stadt schätzen, die sich mit grossem Aufwand einer S-Bahn-Station Solitude widmet. Denn wer die Planungskapazitäten und das Geld hat, um sich mit einer neuen Haltestelle in unmittelbarer Nähe zum Badischen Bahnhof zu beschäftigen, der hat keine grösseren Probleme. Könnte man denken.

Am Geld liegt es tatsächlich nicht. Die Baukosten scheinen mit 27 Millionen Franken überschaubar und werden aus verschiedenen öffentlichen Töpfen bestritten. Dass jedoch auch Planungskapazitäten in einem chronisch überlasteten Planungsamt bestehen sollten, verleitet zur Frage, ob hier wohl die Prioritäten richtig gelegt werden. Wohl kaum.

Um es klar zu benennen: Die neue Haltestelle müsste «Roche» heissen, denn nur als politisches Entgegenkommen an den Pharmakonzern ist das Projekt verständlich. Seine in die Höhe schiessenden Pläne wurden kritiklos gutgeheissen, doch dabei der mahnende Finger erhoben, das private Verkehrsaufkommen dürfe nicht gleichermassen emporschnellen. Als öffentlicher Beitrag dazu gibt es eine S-Bahn-Haltestelle.

Die Stadt sollte sich nicht wundern, wenn ihre Verkehrspläne – etwa ihre S-Bahn-Herzstück-Ambitionen - auf Bundesebene kritisch betrachtet und die Mittel nicht so freizügig gesprochen werden. Denn weshalb sollte im Grossen die Priorisierung richtig sein, wenn sie schon im Kleinen der Befriedigung partikularer Interessen dient?

Zum Artikel:

Mehr Artikel dieser Gemeinden

QOSHE - Verloren auf einem Nebengleis - Christian Mensch
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Verloren auf einem Nebengleis

4 0
13.09.2023

Kommentar

Verloren auf einem Nebengleis

Eine S-Bahn-Haltestelle Solitude ist ein Luxusprojekt. Das kann man machen, spricht aber nicht für eine geglückte Priorisierung der Basler Verkehrsprojekte.

Christian Mensch 13.09.2023, 18.45 Uhr

Drucken

Teilen

Die neue Haltestelle «Solitude» entsteht in unmittelbarer Nähe zum Badischen Bahnhof.

Bild: Juri Junkov

Glücklich kann sich eine Stadt schätzen, die sich mit grossem Aufwand einer S-Bahn-Station Solitude widmet. Denn wer die Planungskapazitäten und das Geld hat, um sich mit einer neuen Haltestelle in unmittelbarer Nähe zum Badischen Bahnhof zu beschäftigen, der hat keine grösseren Probleme. Könnte man denken.

Am Geld liegt es tatsächlich nicht. Die Baukosten scheinen mit 27 Millionen Franken überschaubar und werden aus verschiedenen öffentlichen Töpfen bestritten. Dass jedoch auch Planungskapazitäten in einem chronisch überlasteten Planungsamt bestehen sollten, verleitet zur Frage, ob hier wohl die Prioritäten richtig gelegt........

© Basellandschaftliche Zeitung


Get it on Google Play