AP Photo/Joshua A. Bickel

Veranstaltungsort des UN-Klimagipfels in Dubai (29.11.2023)

Wieder einmal wird über Klimaschutz gesprochen. In Dubai, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, findet ab diesem Donnerstag die diesjährige UN-Klimakonferenz statt. Unter dem Vorsitz von Industrieminister Sultan Ahmed Al-Dschaber, der zugleich Chef des Erdölkonzerns ADNOC ist. Die Financial Times berichtete kürzlich aufgrund von an die Öffentlichkeit gelangten Dokumenten, dass Al-Dschaber die Konferenz für neue Öl- und Gasdeals nutzen wolle. Vielleicht schaut ja auch Wirtschaftsminister Robert Habeck vorbei, um mal wieder einen seiner artigen Diener zu machen.

Damit ist eigentlich schon fast alles über diese Konferenz gesagt. Seit 32 Jahren wird verhandelt. Ziemlich schnell einigte man sich einst darauf, dass gefährliche Eingriffe in das globale Klima vermieden werden sollten. Schon 1992 wurde die Klimarahmenkonvention unterzeichnet. Die Staaten verabredeten darin, »das Klimasystem zum Nutzen gegenwärtiger und künftiger Generationen auf der Basis der Gleichheit und gemäß ihrer gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung und Fähigkeiten zu schützen.« Ausdrücklich wird festgehalten, dass die Industrieländer den Anfang machen müssen, und zwar aus mehrfach gutem Grund: Weil sie die finanziellen Ressourcen haben, weil bis in die 2000er Jahre hinein die Treibhausgasemissionen ganz überwiegend auf ihr Konto gingen und weil sie fast ausschließlich für die historischen Emissionen verantwortlich sind, die sich in der Atmosphäre angereichert haben.

Doch geschehen ist herzlich wenig, obwohl die Klimakatastrophe inzwischen mit aller Macht an die Tür klopft. Zumindest ein Ende des weiteren Anstiegs der Emissionen scheint mittlerweile in Sicht, doch das reicht bei weitem nicht. Da insbesondere das wichtigste Treibhausgas – Kohlendioxid – über sehr viele Jahrhunderte in der Luft verbleibt, wäre das nur ein erster Schritt. Mittelfristig müssen die Emissionen auf null heruntergefahren werden, wenn die sich entfaltende Katastrophe aufgehalten werden soll. Es mehren sich bereits die Anzeichen, dass das Eis in der Westantarktis und auf Grönland schon bald unwiederbringlich destabilisiert werden könnte. Ein Anstieg der Meere um mehrere Meter wäre die Folge, und viele Inselstaaten sowie Küstenmetropolen von Shanghai und Mumbai über Lagos und Alexandria bis nach New York und Rotterdam wären vom Untergang bedroht. Dürren würden sich ausbreiten und länger andauern und gemeinsam mit extremen Niederschlägen und einem Zusammenbruch der Fischerei in vielen Regionen die ohnehin schon prekäre Welternährung dramatisch gefährden. Und das alles, damit RWE auch weiter Braunkohle aus der Erde holen und Dörfer zerstören kann, damit die deutsche Automobilindustrie auch weiter mit ihren SUV und die Chemieriesen mit ihrem Plastikmüll und Ackergiften saftige Profite einfahren.

QOSHE - Worte statt Taten - Wolfgang Pomrehn
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Worte statt Taten

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29.11.2023

AP Photo/Joshua A. Bickel

Veranstaltungsort des UN-Klimagipfels in Dubai (29.11.2023)

Wieder einmal wird über Klimaschutz gesprochen. In Dubai, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, findet ab diesem Donnerstag die diesjährige UN-Klimakonferenz statt. Unter dem Vorsitz von Industrieminister Sultan Ahmed Al-Dschaber, der zugleich Chef des Erdölkonzerns ADNOC ist. Die Financial Times berichtete kürzlich aufgrund von an die Öffentlichkeit gelangten Dokumenten, dass Al-Dschaber die Konferenz für neue Öl- und Gasdeals nutzen wolle. Vielleicht schaut ja auch Wirtschaftsminister Robert Habeck vorbei, um mal wieder einen seiner artigen Diener zu machen.

Damit ist eigentlich schon fast alles über diese........

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