Henrik Montgomery/IMAGO

Fordern einen »Ausstieg aus fossilen Brennstoffen«: Klimaaktivisten am Dienstag auf der COP in Dubai

Es klingt fast wie ein Pfeifen im Walde, wenn sich UN-Generalsekretär António Guterres zum Abschluss der Klimakonferenz in Dubai überzeugt zeigt, dass die Welt gemeinsam gegen die Klimakrise vorgehen kann und der »Multilateralismus die beste Hoffnung der Menschheit bleibt«. Was da am Persischen Golf in den vergangenen 14 Tagen ausgehandelt und verabschiedet wurde, wird dem nicht gerecht. Rasches gemeinsames Umsteuern? Fehlanzeige. Noch immer.

Ein weiteres Rekordjahr neigt sich dem Ende zu. Der Planet erhitzt sich immer mehr, der Anstieg der Meere beschleunigt sich, Dürren und extreme Niederschläge gefährden die Ernten. Besonders betroffen ist derzeit das ohnehin gebeutelte Horn von Afrika. Nach Jahren (fast) ausgebliebener Regenzeiten werden die dortigen Länder derzeit durch gewaltige Wolkenbrüche verheert.

Auf 100 bis 500 Milliarden Euro werden die jährlichen Schäden in den sogenannten Entwicklungsländern inzwischen veranschlagt, die der Klimawandel anrichtet – doch der Kapitalismus scheint das Verursacherprinzip nicht zu kennen. Die Industrieländer, die ganz überwiegend für die in den vergangenen 150 Jahren in der Atmosphäre angereicherten Treibhausgase verantwortlich sind – allen voran die USA, Russland, Großbritannien sowie Deutschland und die anderen EU-Mitglieder – weigern sich, ihre Verantwortung zu übernehmen. Zwar wurde in Dubai endlich ein lange geforderter Fonds für die Verluste und Schäden eingerichtet, aber erst knapp 700 Millionen US-Dollar an Mitteln zugesagt. Deutschland hat 100 Millionen US-Dollar (93 Millionen Euro) versprochen. RWE soll hingegen für die vorzeitige Stilllegung seiner ohnehin nahezu abgeschriebenen Braunkohlekraftwerke 2,6 Milliarden Euro erhalten. Und für Dienstwagenprivileg, Dieselvergünstigungen und andere Subventionen fossiler Brennstoffe werden hierzulande jährlich über 60 Milliarden Euro aufgewendet beziehungsweise Steuern erlassen, wie das Umweltbundesamt errechnet hat.

Die Verhandlungen blieben also einmal mehr weitgehend ergebnislos, was allerdings wenig überraschend war. Seit den 1990er Jahren ist klar, dass sich ohne Druck aus den Gesellschaften wenig bewegen wird. Einiges wurde auch erreicht, vieles bleibt zu tun: Der Bau neuer LNG-Terminals muss gestoppt werden, die Kohlegruben müssen rasch geschlossen und die verhängnisvolle Abhängigkeit vom Erdgas beendet werden. Entsprechend bedarf es eines Umbaus der Chemieindustrie, u. a. muss sie aufhören, Plastikmüll zu produzieren. Weiter braucht es mehr Druck, um die Fernwärmenetze schnell und weitreichend auszubauen und gleichzeitig auf erneuerbare Energien umzurüsten und um nicht zuletzt vielmehr Bahn und Bus anzubieten. Und es braucht mehr internationale Solidarität: Deutschland muss endlich für die Schäden aufkommen, die seine Emissionen anderswo verursachen.

QOSHE - Verursacher verschont - Wolfgang Pomrehn
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Verursacher verschont

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13.12.2023

Henrik Montgomery/IMAGO

Fordern einen »Ausstieg aus fossilen Brennstoffen«: Klimaaktivisten am Dienstag auf der COP in Dubai

Es klingt fast wie ein Pfeifen im Walde, wenn sich UN-Generalsekretär António Guterres zum Abschluss der Klimakonferenz in Dubai überzeugt zeigt, dass die Welt gemeinsam gegen die Klimakrise vorgehen kann und der »Multilateralismus die beste Hoffnung der Menschheit bleibt«. Was da am Persischen Golf in den vergangenen 14 Tagen ausgehandelt und verabschiedet wurde, wird dem nicht gerecht. Rasches gemeinsames Umsteuern? Fehlanzeige. Noch immer.

Ein weiteres Rekordjahr neigt sich dem Ende zu. Der Planet erhitzt sich immer mehr, der Anstieg der Meere beschleunigt sich, Dürren und extreme........

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