Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa

Kampfjet bestückt mit dem Lenkflugkörper »TAURUS«

Der Ukraine-Krieg ist für den militärisch-industriellen Komplex der USA eine erschwingliche Angelegenheit, die EU-Rüstungsindustrie, speziell die deutsche, erlebt eine Profitexplosion. Politisch bleibt der Krieg eine Variable der US-Außenpolitik. Die Verbündeten dürfen sich äußern und speziell in der Bundesrepublik für kriegstüchtige Stimmung sorgen – zu sagen haben sie nichts. Angeblich fürchten sie, eine Wiederwahl Donald Trumps könnte ihren Feldzug, den sie von Ukrainern führen lassen, beenden. Das wirkt nicht überzeugend. Beispiel: Der angebliche NATO-Verächter Trump ließ in seiner ersten Amtszeit eine komplette US-Panzerbrigade nach Westeuropa bringen. Für den Kampf an der Atlantikküste ist die nicht gedacht.

Die US-Waffenhilfe für Kiew belief sich bisher auf 44 Milliarden US-Dollar, d. h. sie verschwindet faktisch im US-Kriegsetat für zwei Jahre von mehr als 1,7 Billionen US-Dollar. Geldzählen beherrscht Trump, also könnte ihn das beeindrucken. Das mediale Getöse um das angebliche Ende der US-Unterstützung zum Jahreswechsel hat die Fähigkeit Kiews, Raketenangriffe gegen zivile wie militärische Ziele in Russland zu führen, nicht beeinträchtigt. Kurz nach dem 26. Dezember, an dem Kiew mit vermutlich britisch-französischen Raketen ein mit Sprengstoff beladenes russisches Landungsschiff in einem Krimhafen in die Luft jagte, herrschte in den hiesigen Kriegsmedien noch Euphorie über die wiedergewonnene Schlagkraft Kiews, Halluzinationen von möglichem »Durchbruch« schafften es in Schlagzeilen. Dann reagierte Moskau völlig unerwartet wie stets mit Drohnen- und Raketenschlägen – seitdem belöffeln pensionierte US-Generäle und die deutschen Propagandagranatenwerfer der regierenden »Zeitenwende«-Sekte den Kanzler, er solle doch endlich den »Bunkerbrecher« (Focus), den »Gamechanger aus Deutschland« (FAZ) namens »TAURUS« an Kiew liefern.

Das Problem: Olaf Scholz hat sich, sei hier behauptet, längst dafür entschieden. Er versucht lediglich, wie bei den »Leopard«-Lieferungen vor einem Jahr, in Washington Rückendeckung herauszuholen. Motto: Nie wieder Krieg ohne uns, aber nicht ohne andere. Denn die Siegeshoffnungen von NATO und Co. liegen nun auf einer Luftüberlegenheit gegenüber Russland. Demnächst sollen die ersten F-16-Kampfjets an Kiew übergeben werden, und Scholz wartet offensichtlich ab, dass Washington nicht nur wie bisher die mickrige Variante der »Atacms«-Raketen mit 160 Kilometer Reichweite und Streusprengköpfen nach Kiew schickt, sondern die mit 300 Kilometern Kampfradius. Da kann »TAURUS« im Windschatten 500 Kilometer weit mitfliegen – reicht bis Moskau. Bei »Leopard«- und »Abrams«-Panzern lief das mustergültig.

Von den »Leopard« sind nicht mehr viele übrig. Ziemlich wahrscheinlich ist, dass »TAURUS«-Einsätze – etwa gegen die Krimbrücke – zum Bunkerbrechen hierzulande führen.

QOSHE - Bunkerbrecher - Arnold Schölzel
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Bunkerbrecher

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08.01.2024

Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa

Kampfjet bestückt mit dem Lenkflugkörper »TAURUS«

Der Ukraine-Krieg ist für den militärisch-industriellen Komplex der USA eine erschwingliche Angelegenheit, die EU-Rüstungsindustrie, speziell die deutsche, erlebt eine Profitexplosion. Politisch bleibt der Krieg eine Variable der US-Außenpolitik. Die Verbündeten dürfen sich äußern und speziell in der Bundesrepublik für kriegstüchtige Stimmung sorgen – zu sagen haben sie nichts. Angeblich fürchten sie, eine Wiederwahl Donald Trumps könnte ihren Feldzug, den sie von Ukrainern führen lassen, beenden. Das wirkt nicht überzeugend. Beispiel: Der angebliche NATO-Verächter Trump ließ in seiner ersten Amtszeit eine komplette US-Panzerbrigade........

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