Amit Soussana ist eine mutige Frau. Sie ist Israelin, Rechtsanwältin und die erste ehemalige Geisel der Hamas, die öffentlich über den sexuellen Missbrauch und die Folter spricht, die ihr von Terroristen der Hamas angetan wurde. In einem Interview in der New York Times berichtet sie jetzt von den schockierenden Details ihrer persönlichen fast zweimonatigen Geiselhaft im Gazastreifen. Soussana war durch einen Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas Ende November freigekommen.

Acht Stunden lang ließ sich die 40-Jährige von den Times interviewen und offenbarte dabei fürchterlichen Missbrauch. Soussana berichtete, dass ein Terrorist, der sich als Muhammad ausgab, einige Tage nach ihrer Entführung aus ihrem Haus im Kibbutz Kfar Aza begann, sie nach ihrem Sexleben zu fragen. Sie sei dabei allein in einem Kinderzimmer an einen Fensterrahmen gekettet gewesen. Manchmal habe sich der Terrorist, der sie bewachte, neben sie auf das Bett gesetzt, ihr T-Shirt hochgehoben und sie begrapscht.

»Ich schloss meine Beine und wehrte mich. Er schlug immer wieder auf mich ein und hielt mir seine Waffe ins Gesicht.«

Nachdem er wiederholt gefragt habe, wann ihre Periode zu Ende sei, und sie gelogen habe, dass sie noch immer andauert, sei er eines Tages im Badezimmer mit einer Waffe auf sie zu gekommen. »Er hatte mir zum ersten Mal seit Wochen erlaubt, mich zu waschen. Dann hielt er mir die Waffe an die Stirn zwang mich, das Handtuch abzulegen. Er setzte mich auf den Rand der Badewanne. Ich schloss meine Beine und wehrte mich. Er schlug immer wieder auf mich ein und hielt mir seine Waffe ins Gesicht.«

Anschließend habe er seine Geisel mit vorgehaltener Waffe zurück in das Kinderzimmer gezerrt. »Dann zwang er mich mit der auf mich gerichteten Waffe zu einer sexuellen Handlung an ihm«, erinnert sich Soussana an den Horror. Später habe der Terrorist geweint und zu ihr gesagt: »Ich bin schlecht, ich bin schlecht, bitte erzähl es Israel nicht.«

»Du kannst es nicht ertragen, ihn anzusehen – aber du musst: Er ist derjenige, der dich beschützt, er ist dein Wächter«, erklärte sie in dem Interview. »Du bist bei ihm und weißt, dass es jeden Moment wieder passieren kann. Du bist völlig von ihm abhängig.«

Die Definition »sexueller Missbrauch« im deutschen Strafgesetzbuch beschreibt sexuelle Handlungen an Personen, die entweder minderjährig sind oder erwachsen und widerstandsunfähig. Auch Gefangene werden in diesem Zusammenhang genannt.

Soussanas persönlicher Bericht über ihre Erfahrungen in der Gefangenschaft stimme mit dem überein, was sie zwei Ärzten und einer Sozialarbeiterin weniger als 24 Stunden nach ihrer Freilassung am 30. November erzählt hatte, so die NYT, die die Berichte einsehen durfte. Darin sei auch die Art des sexuellen Akts detailliert beschrieben.

Die ehemalige Geisel habe beschlossen, sich jetzt zu Wort zu melden, um auf die Notlage der Geiseln in Gaza aufmerksam zu machen, da die Verhandlungen über eine Freilassung offenbar gescheitert seien. Neben dem sexuellen Missbrauch berichtete sie zudem über die grausame Folter, die sie durchleben musste, nachdem sie in eine andere Wohnung gebracht worden war, wo bereits vier andere Geiseln gefangengehalten wurden.

Dabei sei ihr Kopf in ein Hemd gewickelt worden, dann hätten Terroristen mit dem Kolben einer Waffe auf sie eingeschlagen. Später seien ihre Hände gefesselt und sie sei »wie ein Huhn an einer Stange« aufgehängt worden, »was enorme Schmerzen verursachte«. Es sei etwa 45 Minuten lang so gegangen, erzählte sie. »Sie haben mich geschlagen und gelacht und getreten und die anderen Geiseln zu mir gerufen.« Eine der anderen Geiseln sei so in Angst geraten, als ein Wärter drohte, Soussana zu töten, wenn sie keine Informationen preisgab, dass sie sie fragte, ob sie eine letzte Nachricht für ihre Familie hätte.

Die Israelin wurde auf brutalste Weise aus Kfar Aza entführt, einem der Kibbuzim, die am 7. Oktober angegriffen wurden, als Hamas-Terroristen über die Grenze nach Israel stürmten und mehr als 1200 Menschen, hauptsächlich israelische Zivilisten, ermordeten und 253 Geiseln in den Gazastreifen verschleppten. Noch immer werden dort 130 Menschen von der Hamas festgehalten.

»Amit Soussana spricht für alle Opfer der abscheulichen Sexualverbrechen und des Missbrauchs der Hamas.«

»Amit Soussana spricht für alle, die nicht sprechen können, für alle Opfer der abscheulichen Sexualverbrechen und des Missbrauchs der Hamas. Sie spricht für alle Frauen überall«, erklärte Israels Präsident Isaac Herzog am Mittwochmorgen. »Die ganze Welt hat die moralische Pflicht, an der Seite von Amit und allen Opfern zu stehen, den brutalen Terror der Hamas zu verurteilen und die sofortige Rückgabe aller Geiseln zu fordern.«

Als »eine wahre Heldin« bezeichnete der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, die einstige Geisel. »Ihr Mut und ihre Entscheidung, dieses schwierige Zeugnis mit der Welt zu teilen, verdienen tiefe Anerkennung.«

»Amit Soussanas mutige Aussage über ihre schreckliche Gefangenschaft ist einer von vielen erschütternden Berichten von Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden«, schrieb das Forum für Familien von Geiseln und Vermissten als Reaktion auf das Interview. »Amits persönliche Erfahrung untermauert die Erkenntnisse der Vereinten Nationen über klare und überzeugende Beweise dafür, dass Geiseln konfliktbezogener sexueller Gewalt ausgesetzt sind.«

QOSHE - „Ich wurde sexuell missbraucht“ - Sabine Brandes
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„Ich wurde sexuell missbraucht“

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27.03.2024

Amit Soussana ist eine mutige Frau. Sie ist Israelin, Rechtsanwältin und die erste ehemalige Geisel der Hamas, die öffentlich über den sexuellen Missbrauch und die Folter spricht, die ihr von Terroristen der Hamas angetan wurde. In einem Interview in der New York Times berichtet sie jetzt von den schockierenden Details ihrer persönlichen fast zweimonatigen Geiselhaft im Gazastreifen. Soussana war durch einen Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas Ende November freigekommen.

Acht Stunden lang ließ sich die 40-Jährige von den Times interviewen und offenbarte dabei fürchterlichen Missbrauch. Soussana berichtete, dass ein Terrorist, der sich als Muhammad ausgab, einige Tage nach ihrer Entführung aus ihrem Haus im Kibbutz Kfar Aza begann, sie nach ihrem Sexleben zu fragen. Sie sei dabei allein in einem Kinderzimmer an einen Fensterrahmen gekettet gewesen. Manchmal habe sich der Terrorist, der sie bewachte, neben sie auf das Bett gesetzt, ihr T-Shirt hochgehoben und sie begrapscht.

»Ich schloss meine Beine und wehrte mich. Er schlug immer wieder auf mich ein und hielt mir seine Waffe ins Gesicht.«

Nachdem er wiederholt gefragt habe, wann ihre Periode zu Ende sei, und sie gelogen habe, dass sie noch immer andauert, sei er eines Tages im Badezimmer mit einer Waffe auf sie zu gekommen. »Er hatte mir zum ersten Mal seit Wochen erlaubt, mich zu........

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