Frankfurt am Main. Die Landwirte sind samt ihrer frisch gewienerten Trecker mit 200 und 300 PS vom Brandenburger Tor wieder abgezogen. War‘s das schon mit den Bauernaufständen? Garantiert nicht. Die nächste Traktorenkolonne kommt bestimmt. Denn die Probleme der Bauern sind nicht gelöst. Anders formuliert: Der Strukturhandel der Landwirtschaft wird sich noch deutlich verschärfen.

Die Volkswirte der DZ Bank haben die Mechanismen sehr leidenschaftslos analysiert: Digitalisierung, Nachfolgeprobleme, Regulierungsauflagen für Umwelt- und Naturschutz und ein intensiver Preiswettbewerb werden künftig das Schicksal der Bauernschaft bestimmen. Die Ökonomen gehen davon aus, dass von den aktuell rund 250.000 Höfen hierzulande im Jahr 2040 noch 100.000 übrig sein werden.

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Die beackerten Flächen werden von aktuell 64,8 Hektar im Schnitt auf 160 Hektar pro Betrieb steigen. Um diese enormen Flächen bearbeiten zu können, muss massiv in moderne Technik investiert werden. Die Trecker müssen dann deutlich mehr als 300 PS haben. Ökonomen nennen dies Economies of Scale. Dies macht es möglich, in einem Markt zu bestehen, der mengenmäßig quasi kein Wachstum mehr verheißt. Hinzukommt eine wachsende Abhängigkeit von stark schwankenden Weltmarktpreisen. Aus Bauernhöfen werden digitalisierte mittelständische Unternehmen, die mit Drohnen und autonomen Maschinen zum Sähen, Düngen und Ernten hantieren. Da bleibt für ländliche Idyllik kein Platz.

Zugleich wird damit klar, worin die Aufgabe der Politik besteht. Bäuerliche Familienbetriebe haben dann nur noch eine Chance, wenn sie sich spezialisieren und sich auf eine konsequente Öko-Landwirtschaft fokussieren – mit hochwertigen Produkten, die ebenso hohe Preise dauerhaft garantieren. Solche Betriebe sind zudem bestens dafür geeignet, naturnahe und ökologisch wertvolle Flächen wie Streuobstwiesen zu pflegen, um Artenvielfalt zu gewährleisten oder Grundwasserbestände zu schützen. Dorthin müssen künftig die enormen Subventionen für die Landwirtschaft geleitet werden.

QOSHE - Jenseits bäuerlicher Idyllik: Wohin künftig die Agrarsubventionen fließen müssen - Frank-Thomas Wenzel
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Jenseits bäuerlicher Idyllik: Wohin künftig die Agrarsubventionen fließen müssen

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26.01.2024

Frankfurt am Main. Die Landwirte sind samt ihrer frisch gewienerten Trecker mit 200 und 300 PS vom Brandenburger Tor wieder abgezogen. War‘s das schon mit den Bauernaufständen? Garantiert nicht. Die nächste Traktorenkolonne kommt bestimmt. Denn die Probleme der Bauern sind nicht gelöst. Anders formuliert: Der Strukturhandel der Landwirtschaft wird sich noch deutlich verschärfen.

Die Volkswirte der DZ Bank haben die Mechanismen sehr leidenschaftslos analysiert: Digitalisierung, Nachfolgeprobleme,........

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