Frankfurt am Main. Nehmen wir etwas ganz Banales: Eine Tintenpatrone für einen Drucker. Die ist in wenigen Sekunden im Internet bestellt. Wer sich wundert, dass nach der ersten Bestellung plötzlich ständig Tintenpatronen geliefert werden, obwohl die alte noch nicht leer ist, weiß, was mit Dark Patterns (auf Deutsch: dunkle Muster) gemeint ist.

Verärgerung ist hier angebracht, Selbstvorwürfe sind es nicht. Denn die Macher von Online-Shops scheuen sich selbst bei banalsten Artikeln nicht, Erkenntnisse der Verhaltenspsychologie anzuwenden.

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Dark Patterns beruhen darauf, gewohnte Verhaltensmuster auszunutzen, damit die Kunden ungewollte Bestellungen tätigen. Da reicht es, auf der Website einen Button anzuklicken, der einem anderen harmlosen Button täuschend ähnlich sieht. Schon sind teure Patronen im Abo bestellt, was sich nur mühsam wieder rückgängig machen lässt. Das zeigt: Das Internet entwickelt sich immer mehr zu einer gigantischen Manipulationsmaschine. Gut ist, dass darauf am „Safer Internet Day“ aufmerksam gemacht wird. Gut ist auch, dass die EU-Kommission angekündigt hat, den Verbraucherschutz einem digitalen „Fitness-Check“ unterzuziehen.

Keine Diskriminierung, Anleitung zu Straftaten oder unethische Ratschläge: Auch ChatGPT hat seine Grenzen. Mit sogenannten Jailbreaks lassen die sich allerdings umgehen. Wie einfach ist das? Und was unternimmt OpenAI dagegen?

Doch damit lassen sich die Tricksereien nicht aus der Welt zu schaffen. Das Spiel, das hier gespielt wird, ist ein hochgradig ungleiches. Internetkonzerne werden auf wissenschaftlicher Basis und künftig verstärkt mit künstlicher Intelligenz immer raffiniertere Praktiken zur Manipulation entwickeln. Weder EU-Kommission noch Verbraucherschützer können da mithalten. Aber es gibt ein Mittel, sich dagegen zu schützen: Einfach mal nachschauen, ob es den Schreibwarenladen an der Ecke noch gibt, der auch Tintenpatronen in großer Auswahl offeriert.

QOSHE - Den mächtigen Internetkonzernen sollten Verbraucher ein Schnippchen schlagen - Frank-Thomas Wenzel
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Den mächtigen Internetkonzernen sollten Verbraucher ein Schnippchen schlagen

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06.02.2024

Frankfurt am Main. Nehmen wir etwas ganz Banales: Eine Tintenpatrone für einen Drucker. Die ist in wenigen Sekunden im Internet bestellt. Wer sich wundert, dass nach der ersten Bestellung plötzlich ständig Tintenpatronen geliefert werden, obwohl die alte noch nicht leer ist, weiß, was mit Dark Patterns (auf Deutsch: dunkle Muster) gemeint ist.

Verärgerung ist hier angebracht, Selbstvorwürfe sind es nicht. Denn die Macher von Online-Shops scheuen sich selbst bei banalsten Artikeln........

© HAZ


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