Auch für all jene, die noch immer an den unerschütterlichen Willen Frankreichs und Deutschlands glauben, so eng zusammenzuarbeiten, wie es ihre Spitzen bei offiziellen Terminen gerne beteuern, waren die jüngsten Unstimmigkeiten unüberhörbar. Es schien, als redeten Präsident Emmanuel Macron und Kanzler Olaf Scholz mehr übereinander – und das nicht immer freundlich – als miteinander. Diesen Eindruck gilt es bei ihrem Treffen am Freitag in Berlin auszuräumen, denn die beiden Schwergewichte der EU gaben zuletzt ein fatales Bild der Zerstrittenheit und Rivalität ab. Russlands Präsident Wladimir Putin dürfte sich freuen, arbeitet er doch emsig an der Spaltung Europas.

Scholz und Macron ist kein Vorwurf hinsichtlich manchmal abweichenden Positionen zu machen, etwa beim Grad der verbalen Abschreckung gegenüber Moskau. Paris und Berlin waren stets mehr komplementär als gleich tickend, was sich durch unterschiedliche Persönlichkeiten, Traditionen und politische Systeme erklärt. Doch es fehlt völlig an einer klugen Abstimmung. Wie kommt Macron dazu, ohne Vorwarnung der Verbündeten öffentlich über die mögliche Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine zu philosophieren? Er holte sich ein schroffes Nein unter anderem des Kanzlers ein und profilierte sich so ohne Rücksicht auf Verluste als wagemutiger Anführer.

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Doch auch Scholz lässt Macron regelmäßig auflaufen, etwa wenn er auf die vergleichsweise geringe französische Militärhilfe für Kiew (Kyjiw) verwies. Fast könnte man vergessen, dass sie grundsätzlich an einem Strang ziehen, dem Strang der Ukraine. Für beide gilt es, die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die sie stets betonen, endlich auch umzusetzen. Es wäre zum Wohle aller und ein starkes Zeichen gegen den Kriegstreiber im Kreml.

QOSHE - Schluss mit den Rivalitäten - Birgit Holzer
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Schluss mit den Rivalitäten

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14.03.2024

Auch für all jene, die noch immer an den unerschütterlichen Willen Frankreichs und Deutschlands glauben, so eng zusammenzuarbeiten, wie es ihre Spitzen bei offiziellen Terminen gerne beteuern, waren die jüngsten Unstimmigkeiten unüberhörbar. Es schien, als redeten Präsident Emmanuel Macron und Kanzler Olaf Scholz mehr übereinander – und das nicht immer freundlich – als miteinander. Diesen Eindruck gilt es bei ihrem Treffen am Freitag in........

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