Stand: 02.04.2024, 17:49 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Die Regierung Netanjahus erinnert mit den Angriffen auf iranische Kämpfer an eine weitere Konfrontation. Damit wird es noch schwerer, den Konflikt im Nahen Osten zu befrieden.

Erst traf es vor einigen Tagen pro-iranische Milizen in Syrien, nun Kämpfer der Revolutionsgarden in Damaskus. Israel scheint die Konfrontation mit dem Mullah-Regime zu eskalieren. Es ist ein Konflikt, der durch den Krieg Israels gegen die Terrororganisation in den Hintergrund getreten, aber eng mit ihm verwoben ist. Damit wächst die Gefahr, dass der Nahost-Konflikt sich ausweitet. Es verheißt jedenfalls nichts Gutes, wenn Teheran Israel droht, den Militärschlag in Damaskus zu vergelten.

Bisher hat Teheran zwar nach dem blutigen Überfall der Hamas auf Israelis am 7. Oktober die Terrororganisation lediglich verbal unterstützt. Zusätzlich haben die Mullahs signalisiert, die verbündete Hisbollah nicht in einem Krieg gegen Israel zu unterstützen. Bislang gilt also, dass Iran selbst keine offenen Konfrontation mit Israel sucht und das weiter den Vasallen etwa von der Hisbollah im Libanon überlässt. Deren Waffen bedrohen israelische Dörfer.

Israel versucht mit dem Angriffen in Syrien nicht nur zu verhindern, dass der Iran dort den Einfluss vergrößert. Man darf es getrost als Fingerzeig an die westlichen Verbündeten wie die USA oder auch Deutschland interpretieren, diese Bedrohung nicht gering zu schätzen oder gar zu vergessen.

Damit erinnert die Regierung von Benjamin Netanjahu vor allem die USA daran, in der Kritik gegen das Vorgehen der israelischen Armee in Gaza nicht zu viel Druck auszuüben. US-Präsident Joe Biden kann deshalb nicht damit drohen, Israel weniger Waffen zu liefern, weil sich das Land sonst nicht mehr gegen die Hamas, die Hisbollah und die pro-iranischen Milizen in Syrien und im Irak oder auch die Huthis im Jemen verteidigen kann.

Die USA, Deutschland und einige arabische Staaten müssen nun nicht nur weiter versuchen, die Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästinenser wiederzubeleben. Sie müssen auch eine Strategie entwickeln, um den Iran einzuhegen. Ein erster Versuch erlitt einen Rückschlag durch den blutige Überfall der Hamas auf Israel, das sich an Golfstaaten annäherte. Ziel dieses Bündnisses war vor allem, ein gemeinsames Gegengewicht gegen Iran zu bilden, um den Einfluss der Mullahs in der Region zurückzudrängen. Dieses Vorhaben sollte nun wieder auf die Tagesordnung.

So sehr beide Konflikte gelöst werden müssen, so richtig ist es allerdings, wenn sich die USA und die arabischen Staaten zunächst auf den Krieg in Gaza konzentrieren. Einen ersten Erfolg haben sie erreicht. Mahmoud Abbas hat innerhalb der palästinensischen Autonomiebehörde Macht abgegeben, um damit zumindest bereitzustehen für eine mögliche Übernahme der Regierungsverantwortung in Gaza.

Doch bis dahin müssen vor allem die USA Israel dazu bringen, ihre Strategie zu ändern. Doch noch hält Netanjahus Regierung daran fest, zunächst die Hamas militärisch auszuschalten. Doch auch innerhalb der israelischen Bevölkerung werden die Stimmen lauter, anders in Gaza vorzugehen. Davon zeugen die Demonstrationen gegen Netanjahu.

Denkbar ist also durchaus, dass Israel bereit sein könnte, mit Hilfe einer Waffenruhe und einem hohen Preis die israelischen Geiseln aus den Händen der Hamas zu bekommen. Die noch übrigen Hamas-Kämpfer und deren Führung müssten dann auf politischem Wege entwaffnet und entmachtet werden. Dann wäre der Weg frei für weitere Schritte hin zu einer Zweistaatenlösung und einer Strategie, mit der der Einfluss des Iran in der Region eingedämmt werden könnte.

Doch mit Netanjahu und dessen in Teilen rechten Regierung wird das nicht zu machen sein. Nicht nur der Druck von außen ist also nötig. Auch die israelische Bevölkerung muss sich ändern. Berichte S. 4/5

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02.04.2024

Stand: 02.04.2024, 17:49 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Die Regierung Netanjahus erinnert mit den Angriffen auf iranische Kämpfer an eine weitere Konfrontation. Damit wird es noch schwerer, den Konflikt im Nahen Osten zu befrieden.

Erst traf es vor einigen Tagen pro-iranische Milizen in Syrien, nun Kämpfer der Revolutionsgarden in Damaskus. Israel scheint die Konfrontation mit dem Mullah-Regime zu eskalieren. Es ist ein Konflikt, der durch den Krieg Israels gegen die Terrororganisation in den Hintergrund getreten, aber eng mit ihm verwoben ist. Damit wächst die Gefahr, dass der Nahost-Konflikt sich ausweitet. Es verheißt jedenfalls nichts Gutes, wenn Teheran Israel droht, den Militärschlag in Damaskus zu vergelten.

Bisher hat Teheran zwar nach dem blutigen Überfall der Hamas auf Israelis am 7. Oktober die Terrororganisation lediglich verbal unterstützt. Zusätzlich haben die Mullahs........

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