Stand: 14.04.2024, 18:04 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Israel sollte nach dem iranischen Angriff den Konflikt nicht weiter eskalieren, damit er nicht in einen Krieg mündet. Die internationale Gemeinschaft wird Teheran aber einhegen müssen.

Auf den erwartbaren und durch nichts zu rechtfertigenden ersten direkten Angriff Irans auf Israel sollte die Regierung von Benjamin Netanjahu besonnen reagieren und den dauerhaften Konflikt mit dem Mullah-Regime nicht weiter eskalieren, damit er nicht unkontrolliert in einen offenen Krieg mündet. Netanjahu könnte zurückhaltend reagieren, weil er sich in dieser Etappe der Auseinandersetzung durchaus als Sieger fühlen kann.

Mutmaßlich israelische Einheiten haben in den vergangenen Wochen mehrfach iranische Milizen in Syrien attackiert und bei einem Angriff in Damaskus hochrangige Generäle getötet und damit die Mullahs herausgefordert. Außerdem hat das israelische Abwehrsystem fast alle iranische Geschosse abgewehrt; der Schaden blieb überschaubar.

Zu diesem Erfolg hat das Mullah-Regime in gewisser Weise beigetragen, weil es Ziele anvisierte, die leicht zu verteidigen waren. Teheran versuchte nach der Attacke den Schaden zu begrenzen, indem das Regime den USA signalisierte, es handele sich lediglich um einen Konflikt mit Israel. Für Teheran ist damit diese Runde der Auseinandersetzung beendet, weil es nach innen und außen Stärke bewiesen hat.

Netanjahu kann also getrost mit einer Antwort auf die Aggression warten, zumal der Iran den gefährlichsten Gegner Israels diesmal gar nicht von der Leine gelassen hat. Die Hisbollah im Libanon mit ihrem großen Arsenal an für Israel sehr bedrohlichen Raketen hat sich in diesem Gefecht auffällig zurückgehalten.

All das ist kein Grund gelassen zu sein, sondern Ausdruck eines langen Konflikts, der im Grunde seit der iranische Revolution vor 45 Jahren schwelt und immer wieder zu Toten auf beiden Seiten führt. Der iranische Angriff auf Israel vom Wochenende ist auch nicht einfach nur die Fortsetzung dieser Auseinandersetzung. Es war die erste direkte Attacke Irans auf den erklärten Erzfeind.

Dieser historische Schritt sollte die internationale Gemeinschaft dazu anspornen, einen Weg zu finden, den Einfluss Irans in der Region und damit die iranischen Stellvertreter im Libanon, Irak, im Jemen und in Syrien zurückzudrängen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen. Aber die Zeit drängt. Noch kontrollieren beide Seiten den Konflikt. Noch hat der Iran keine Atombombe. Die Warnungen vieler vor einem Flächenbrand sind deshalb auch berechtigt, wenngleich auch unpräzise. Denn es gibt schon ziemlich viele sogenannte heiße Konflikte in der Region.

Und hier kommt wieder Netanjahu, seiner in Teilen rechten Regierung und der israelischen Bevölkerung eine wichtige Rolle zu. Sie müssten zunächst dazu beitragen, für den Krieg mit den Palästinensern eine deeskalierende Perspektive zu entwickeln.

Sie sollten endlich sagen, wie es in Gaza und für die Menschen dort weitergehen soll. Ob und wenn ja wer dort nach dem militärischen Konflikt das Sagen haben soll. Wann die Bevölkerung in Gaza besser versorgt werden soll. Damit könnten sie auch einer möglichen Befreiung der Geiseln den Weg ebnen. Und sie sollten sagen, wie sie mit den Palästinenserinnen und Palästinensern koexistieren wollen ohne eine Zweistaatenlösung, wenn sie die so wie ihr Regierungschef ablehnen.

Schweigen die Waffen in Gaza, könnte Israel mit Hilfe der USA das vor dem blutigen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober angebahnte Bündnis mit den Golfstaaten wie Saudi-Arabien und Katar wiederbeleben. Das diente nicht nur dazu, die diplomatischen Beziehungen und den Handel zwischen den Ländern zu verbessern und damit den Wohlstand der Region zu mehren. Es sollte auch ein Gegengewicht zum Iran bilden.

Berichte S. 2–4

QOSHE - Eskalation stoppen - Andreas Schwarzkopf
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Eskalation stoppen

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14.04.2024

Stand: 14.04.2024, 18:04 Uhr

Von: Andreas Schwarzkopf

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Israel sollte nach dem iranischen Angriff den Konflikt nicht weiter eskalieren, damit er nicht in einen Krieg mündet. Die internationale Gemeinschaft wird Teheran aber einhegen müssen.

Auf den erwartbaren und durch nichts zu rechtfertigenden ersten direkten Angriff Irans auf Israel sollte die Regierung von Benjamin Netanjahu besonnen reagieren und den dauerhaften Konflikt mit dem Mullah-Regime nicht weiter eskalieren, damit er nicht unkontrolliert in einen offenen Krieg mündet. Netanjahu könnte zurückhaltend reagieren, weil er sich in dieser Etappe der Auseinandersetzung durchaus als Sieger fühlen kann.

Mutmaßlich israelische Einheiten haben in den vergangenen Wochen mehrfach iranische Milizen in Syrien attackiert und bei einem Angriff in Damaskus hochrangige Generäle getötet und damit die Mullahs herausgefordert. Außerdem........

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