Das Gezerre im Kanzleramt um die europäische Abgasregulierung für Lastwagen zeigt besonders gut, wie sich die europäische Klimapolitik für den Transportsektor auf einen Kurs Richtung Absurdistan begeben hat. Einerseits wird beklagt, dass der CO2-Ausstoß im Transportsektor nicht sinkt. Der Dieselmotor der Lkw wird als Feind angesehen, weshalb in Deutschland die Lastwagenmaut um eine Klimaabgabe von jährlich 7 Milliarden Euro erhöht wurde.

Andererseits existieren Alternativen bisher nur in der Theorie, weil es so gut wie nirgends öffentliche Ladesäulen für elektrische Lkw oder gar Wasserstofftankstellen gibt. Schließlich wird fabuliert, dass mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden müsse, aber gerade hat Volkswagen wegen der Unzuverlässigkeit der Bahn die Ersatzteilversorgung stärker auf die Straße verlagert.

Diese missliche Lage zeigt, dass es eben nicht reicht, sich in Brüssel immer schärfere Vorschriften auszudenken, ohne die Voraussetzungen für das Erreichen ehrgeiziger Ziele zu schaffen. Das rächt sich im Gütertransport, der in Deutschland zu 85 Prozent mit Lkw auf der Straße stattfindet. Die Elektro-Lkw sind zwar präsentiert, aber es gibt keine Ladesäulen und nicht genügend grünen Strom. Für Langstreckentransport haben die Hersteller inzwischen Lkw mit Wasserstofftanks, Brennstoffzelle und E-Antrieb entwickelt, es gibt aber dafür kein Tankstellennetz.

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Selbst wenn diese Lücken geschlossen werden, wird der Weg zu einem Fuhrpark alleine mit E-Lastern und Wasserstoff-Lkw noch sehr lang sein. Daher ist es unverständlich, wenn auf europäischer Ebene weiterhin alles dafür getan wird, die Verwendung klimaneutraler E-Fuels zu erschweren. Solcher Treibstoff könnte auch dem klimaschädlichen fossilen Diesel in steigenden Quoten beigemischt werden und damit die Klimabilanz der bestehenden Lkw-Flotte verbessern. Damit in diese Richtung investiert wird, wären aber CO2-Gutschriften nötig und somit Technologieoffenheit der EU. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sollte an dieser Idee festhalten, auch wenn er damit die grünen EU-Wahlkämpfer ärgert.

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Nur schärfere Vorschriften reichen nicht

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09.02.2024

Das Gezerre im Kanzleramt um die europäische Abgasregulierung für Lastwagen zeigt besonders gut, wie sich die europäische Klimapolitik für den Transportsektor auf einen Kurs Richtung Absurdistan begeben hat. Einerseits wird beklagt, dass der CO2-Ausstoß im Transportsektor nicht sinkt. Der Dieselmotor der Lkw wird als Feind angesehen, weshalb in Deutschland die Lastwagenmaut um eine Klimaabgabe von jährlich 7 Milliarden Euro erhöht wurde.

Andererseits existieren Alternativen bisher nur in der Theorie, weil es so gut wie nirgends öffentliche Ladesäulen für elektrische Lkw........

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