Nun sind die Altvorderen wieder gefragt. In einem Lehrgang, den die Bank of Kyoto ihren Mitarbeitern seit Kurzem anbietet, sollen die älteren Semester den Jüngeren etwas beibringen, was die überhaupt noch nicht kennen: Bankgeschäfte mit positiven Zinsen. Wozu sind sie gut, was macht man, wenn die Zinsen steigen? Solche Fragen mussten sich viele jüngere Bankangestellte in Japan bislang nie stellen. Das sollen ihnen nun in mehreren Workshops die Älteren erklären. Acht Jahre lang herrschten in Japan Negativzinsen. Die letzte – sehr kleine – Zinserhöhung nahm die japanische Zentralbank vor 17 Jahren vor. Und das letzte Mal, dass die Leitzinsen über 1 Prozent lagen, ist sogar fast 30 Jahre her. Insofern könnte die Entscheidung der Bank of Japan vom Dienstag eine echte Zeitenwende für Japan einläuten.

Die lange Durststrecke an den japanischen Zinsmärkten sind Ausdruck der „verlorenen Dekaden“, die das Land im fernen Osten im Zuge seines großen Börsen- und Immobiliencrashs Ende der Achtziger Jahre zu verkraften hatte. Wenig Wachstum, teilweise sinkende Preise, stagnierende Löhne. Das alles lähmte die inzwischen viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Doch spätestens die jüngste große Lohnrunde, die in der vergangenen Woche ausgehandelt wurde, hat nun auch die Notenbanker davon überzeugt: Japans verlorene Dekaden sind endlich vorbei.

QOSHE - Japanischer Frühling - Tim Kanning
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Japanischer Frühling

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19.03.2024

Nun sind die Altvorderen wieder gefragt. In einem Lehrgang, den die Bank of Kyoto ihren Mitarbeitern seit Kurzem anbietet, sollen die älteren Semester den Jüngeren etwas beibringen, was die überhaupt noch nicht kennen: Bankgeschäfte mit positiven Zinsen. Wozu sind sie gut, was macht man, wenn die Zinsen steigen? Solche Fragen mussten sich viele........

© Frankfurter Allgemeine


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