Der indische Ministerpräsident Modi baut an einem „neuen“ Indien. Ein stolzes, starkes und reiches Land soll es werden, kein Armenhaus mehr. Eine Weltmacht, ein Hindu-Reich wie in mythischer Vorzeit, nur mit Autobahnen, Fabriken und Internet-Start-ups. Aber es soll auch ein Indien sein, in dem die Hindus den Ton angeben. Muslime und Christen werden auf ihre Plätze verwiesen. Das neue Indien soll Jahrhunderte der demütigenden Fremdherrschaft vergessen machen. Die Kakophonie aus tausendundeiner Stimme soll sich zu einem einzigen Chor vereinen, der letztlich vor allem einer Person zur Ehre gereicht: Modi selbst.

Vorige Woche hat der Ministerpräsident das gigantische Gründungsmonument der von ihm ausgeru­fenen „neuen Ära“ eingeweiht: den Ram-Tempel von Ayodhya. An dem Ritual nahmen Tausende teil. Doch die Fernsehkameras folgten vor allem einem. Seit dem ersten Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru hatten Indiens Regierungschefs meist Abstand zu religiösen Anlässen gehalten. Modi dagegen trat bei der Zeremonie auf wie ein Hohepriester. Der Säkularismus der Gründerväter wird zu den Akten gelegt.

QOSHE - Modis enges Hindu-Reich - Till Fähnders
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Modis enges Hindu-Reich

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31.01.2024

Der indische Ministerpräsident Modi baut an einem „neuen“ Indien. Ein stolzes, starkes und reiches Land soll es werden, kein Armenhaus mehr. Eine Weltmacht, ein Hindu-Reich wie in mythischer Vorzeit, nur mit Autobahnen, Fabriken und Internet-Start-ups. Aber es soll auch ein........

© Frankfurter Allgemeine


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