Einer für alle, alle für einen, dieses Motto hat sich nicht nur für die drei Musketiere bewährt. Auch Einzelhändler, andere Gewerbetreibende und Hausbesitzer profitieren von diesem Grundsatz in einem Business Improvement District. Solch ein kurz BID genanntes Bündnis soll es für die Friedberger Kaiserstraße geben. Das ist aus mehreren Gründen eine gute Aussicht für die Kreisstadt der Wetterau.

Die vor 50 Jahren in Kanada entwickelte Idee wird in Friedberg mit „Innovationsquartier“ übersetzt. Das klingt zwar auch sperrig, passt aber inhaltlich. Schließlich umfasst ein BID einen abgegrenzten Raum. Dort versuchen Hausbesitzer und Unternehmen für eine gewisse Zeit, ihr Umfeld zu verbessern und dauerhaft mehr Kunden anzulocken. In der Folge hellt sich idealerweise die Geschäftslage auf, der jeweilige Standort wird auch als Wohnort und für Kulturschaffende anziehender.

Das BID-Konzept ist keineswegs unumstritten. Denn wenn ein solches Vorhaben genehmigt ist, müssen alle mitmachen. Dies wiederum mag so mancher als Einschnitt in seine Freiheit als Unternehmer begreifen. Doch von Anfang an wird die Trittbrettfahrer-Problematik vermieden: Kein Hauseigentümer und kein Händler kann von den Investitionen und Ideen der Befürworter profitieren, ohne selbst mitzumachen – und zu zahlen. Ohne Etat gibt es kein Innovationsquartier. Und die Gießener Erfahrungen etwa zeigen, wie kurzsichtig die Bedenkenträger sind.

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Neue Ideen hat die Friedberger Kaiserstraße bitter nötig. Eine zen­trale Achse mit dem Charme einer autogerechten Straße passt nicht mehr in die Zeit. Ein Wohlfühlort sieht anders aus. Die Stadt hat nach Jahren des Zauderns erkannt, etwas unternehmen zu müssen. Die in ihrem Auftrag entstandenen Pläne, die noch verfeinert werden müssen, künden davon. Die Anlieger treibt die verständliche Furcht um, die Bauarbeiten könnten zunächst Kunden fernhalten. Genau deshalb soll das Innovationsquartier gegründet werden. Die Mühe dürfte sich schon deshalb lohnen, weil die Kaiserstraße im Grunde viel zu bieten hat. Inhabergeführte Geschäfte prägen sie, ein Pluspunkt.

Etwaige Furcht vor überbordenden Kosten ist wohl unbegründet. In Gießen ist von 120 Euro im Monat je Teilnehmer die Rede. Dort gehen die BIDs ins zwanzigste Jahr. Zustimmungsquote: 90 Prozent. Das sollte Mut machen.

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Kleine Beiträge, große Wirkung

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20.03.2024

Einer für alle, alle für einen, dieses Motto hat sich nicht nur für die drei Musketiere bewährt. Auch Einzelhändler, andere Gewerbetreibende und Hausbesitzer profitieren von diesem Grundsatz in einem Business Improvement District. Solch ein kurz BID genanntes Bündnis soll es für die Friedberger Kaiserstraße geben. Das ist aus mehreren Gründen eine gute Aussicht für die Kreisstadt der Wetterau.

Die vor 50 Jahren in Kanada entwickelte Idee wird in Friedberg mit „Innovationsquartier“ übersetzt. Das klingt zwar auch sperrig, passt aber inhaltlich. Schließlich umfasst ein BID einen abgegrenzten Raum. Dort versuchen........

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