Als „Buddha mit Zündschnur“ hatte einst Andrea Nahles ihren SPD-Parteifreund Kurt Beck spöttisch, aber zutreffend charakterisiert. Der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz reagierte oft wütend auf Kritik von Journalisten an seiner Politik etwa beim Skandal um den Nürburgring.

In Becks Tradition der einschüchternden Medienschelte steht auch die einst unter ihm zur Generalsekretärin aufgestiegene und von seiner Nachfolgerin Malu Dreyer zur einflussreichen Medienstaatssekretärin beförderte SPD-Politikerin Heike Raab.

In einem Schreiben mit offiziellem Briefkopf der Staatskanzlei beschwerte sich Raab bei der Chefin des SWR-Landesfunkhauses über den Beitrag eines Landeskorrespondenten. Der SWR-Journalist hatte es gewagt, die Wiederwahl des zurückgetretenen Innenministers Lewentz zum SPD-Landesvorsitzenden wegen dessen Rolle bei der Ahrtalkatastrophe zu kritisieren.

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Nach einer Welle der Empörung gibt Raab sich nun als verfolgte Unschuld. Wie der Briefkopf auf ihrem im „Homeoffice“ verfassten, also quasi privaten Schreiben gelandet sei, wisse sie nicht.

Als stellvertretende Vorsitzende des SWR-Verwaltungsrates übt die Briefschreiberin jedoch eine Doppelfunktion aus, die der beschworenen Staatsferne des Rundfunks Hohn spricht. Eine Funktion, die maximalen Druck auf den öffentlich-rechtlichen Sender und seine Mitarbeiter aufbaut. Wie zu Becks Zeiten.

QOSHE - Verfolgte Unschuld - Thomas Holl
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Verfolgte Unschuld

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29.11.2023

Als „Buddha mit Zündschnur“ hatte einst Andrea Nahles ihren SPD-Parteifreund Kurt Beck spöttisch, aber zutreffend charakterisiert. Der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz reagierte oft wütend auf Kritik von Journalisten an seiner Politik etwa beim Skandal um den Nürburgring.

In Becks Tradition der einschüchternden Medienschelte steht auch die einst unter ihm zur Generalsekretärin aufgestiegene........

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