Das Jahrespressegespräch des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) am Mittwoch stand unter dem Motto „Gut aufgestellt in turbulenten Zeiten“, und RMV-Geschäftsführer Knut Ringat gab sich auch sonst redlich Mühe, Optimismus zu verbreiten. „Wir schaffen das“, lautete seine Botschaft vor dem Hintergrund von Klimawandel, weltweiten Krisen, Inflation und öffentlicher Finanznot, ohne dass er diese Zuversicht mit Fakten unterlegen konnte.

Tatsächlich läuft in der Nah- und Regionalverkehrsbranche – ähnlich wie bei der Deutschen Bahn – derzeit vieles nach dem Prinzip Hoffnung. Es mangelt überall an Geld und Personal, Service und Pünktlichkeit lassen zu wünschen übrig, und der dringend erforderliche Infrastrukturausbau kommt bestenfalls schleppend und stets verbunden mit weiteren Widrigkeiten voran. Der Skandal bei der Taunusbahn etwa, mit Verspätungen und Zugausfällen über Monate hinweg, dürfte das Image des Personennahverkehrs in der Rhein-Main-Region längerfristig beschä­digt haben.

Die Mittel, die Bund und Land in den vergangenen Jahren zusätzlich für die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs zur Verfügung gestellt haben, sind im Wesentlichen in die Finanzierung des Bestandsangebots geflossen. Für Leistungsverbesserungen blieb hingegen kaum noch etwas übrig. Dabei sind genau diese unabdingbar, wenn die von Bund, Ländern und Europäischer Union angestrebte Mobilitätswende gelingen soll.

Insbesondere das Angebot im ländlichen Raum muss dringend verbessert werden. In Hessen sollte es in allen Orten eine mindestens stündliche Bus- oder Bahnverbindung geben, hatte der bis Mitte Januar amtierende Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Die Grünen) zuletzt gefordert. Schön wär’s. Aber die Verwirklichung des Prinzips „Jedes Dorf, jede Stunde“, würde das Land nach Berechnungen des RMV jährlich bis zu 150 Millionen Euro kosten.

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Klotzen, nicht kleckern, muss daher das Motto der Finanz-, Umwelt- und Verkehrspolitiker lauten. Die Finanzmittelausstattung für die nächsten Jahre entscheidet darüber, ob die klima- und verkehrspolitischen Ziele bis 2030 erreicht werden können. Soll zu Beginn des nächsten Jahrzehnts nur niemand sagen, er sei nicht rechtzeitig gewarnt worden.

QOSHE - Warum die Mobilitätswende zu scheitern droht - Ralf Euler
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Warum die Mobilitätswende zu scheitern droht

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08.02.2024

Das Jahrespressegespräch des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) am Mittwoch stand unter dem Motto „Gut aufgestellt in turbulenten Zeiten“, und RMV-Geschäftsführer Knut Ringat gab sich auch sonst redlich Mühe, Optimismus zu verbreiten. „Wir schaffen das“, lautete seine Botschaft vor dem Hintergrund von Klimawandel, weltweiten Krisen, Inflation und öffentlicher Finanznot, ohne dass er diese Zuversicht mit Fakten unterlegen konnte.

Tatsächlich läuft in der Nah- und Regionalverkehrsbranche – ähnlich wie bei der Deutschen Bahn – derzeit vieles nach dem Prinzip Hoffnung. Es mangelt überall an Geld........

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