Hessen und Rheinland-Pfalz sind noch einmal glimpflich davongekommen. Die Hochwasserlage hat sich entspannt, die Pegelstände an Rhein und Main gehen ebenso wie an kleineren Gewässern allmählich zurück. Die Katastrophe ist ausgeblieben, das Schlimmste überstanden – vorerst. Doch die Überflutung von Flussauen, Straßen, Uferwegen und Wohngebieten in den vergangenen Tagen war eine doppelte Warnung.

Starkregen, Überschwemmungen und Stürme, aber auch lange Hitzeperioden, Dürrezeiten und Waldbrände wird es in Zukunft häufiger geben, und sie werden oft heftiger als gewohnt ausfallen. Die starken Niederschläge der vergangenen Wochen etwa schlossen sich nahtlos an das vergangene Jahr an, in dem bereits deutlich mehr Regen fiel als sonst üblich. Die Politik muss deshalb mit einer konsequenten Klimaanpassung gegensteuern. Die Bemühungen, das Ausmaß der von Menschen beeinflussten Erderwärmung zu begrenzen, dürfen nicht nachlassen, auch wenn es für manche derzeit den Anschein haben mag, dass es wichtigere Probleme zu lösen gebe. Nein, Klimaschutz ist keine Nebensache, sondern die zentrale Herausforderung der nächsten Jahrzehnte.

Den beeindruckenden Leistungen der Einsatzkräfte und Bürger in den von Hochwasser bedrohten Gebieten steht eine weitere ernüchternde Erkenntnis gegenüber. Verbunden mit den Wasserstandsmeldungen der vergangenen Tage haben sich die Hinweise verstärkt, dass der Katas­trophenschutz in Deutschland nicht ausreichend ist. Dass es bei der Alarmierung der Bevölkerung im Notfall noch einiges zu verbessern gibt, hatte sich bereits bei einem bundesweiten Test der Warnsysteme im September 2020 gezeigt. Ein zentrales und flächendeckendes Sirenensystem etwa ist seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr vorhanden, und der von Bund und Ländern avisierte Wiederaufbau kommt nur schleppend voran.

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Aber auch Städte und Gemeinden können einen Betrag zum Hochwasserschutz leisten; etwa indem sie die Flächenversiegelung begrenzen. Darüber hinaus müssen Gebäude so errichtet oder verbessert werden, dass die Keller nicht schon bei leichtem Hochwasser volllaufen. Und an vielen Stellen sollte am besten gar nicht mehr gebaut werden: In Flussauen etwa dürften grundsätzlich keine neuen Wohn- und Gewerbegebiete mehr ausgewiesen werden.

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Hochwasser als doppelte Warnung

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08.01.2024

Hessen und Rheinland-Pfalz sind noch einmal glimpflich davongekommen. Die Hochwasserlage hat sich entspannt, die Pegelstände an Rhein und Main gehen ebenso wie an kleineren Gewässern allmählich zurück. Die Katastrophe ist ausgeblieben, das Schlimmste überstanden – vorerst. Doch die Überflutung von Flussauen, Straßen, Uferwegen und Wohngebieten in den vergangenen Tagen war eine doppelte Warnung.

Starkregen, Überschwemmungen und Stürme, aber auch lange Hitzeperioden, Dürrezeiten und Waldbrände wird es in Zukunft häufiger geben, und sie werden oft heftiger als gewohnt ausfallen. Die starken........

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