Lange nichts gehört von Anders Fogh Rasmussen. Diese von ihm offensichtlich als Missstand empfundene Situation hat der ehemalige NATO-Generalsekretär jetzt durch ein Interview zumindest kurzzeitig beendet. Der Däne schlägt vor, die von Russland überfallene Ukraine mit den Gebieten in die NATO aufzunehmen, die sie gegenwärtig kontrolliert.
Das werde Russland von weiteren Attacken auf ukrainisches Territorium abhalten. Rasmussen wird wissen, dass dieser Vorschlag weder im Bündnis noch in Kiew auf Gegenliebe stoßen kann. Und er weiß hoffentlich auch, warum das so ist.
Zum einen liefe ein solcher Schritt auf einen direkten Kriegseintritt der NATO hinaus, weil das Bündnis ja versichert, es werde jeden Zentimeter seines Territoriums verteidigen. Putin müsste seine Truppen also nur an einem entlegenen Frontabschnitt wenige Meter vorrücken lassen und könnte so ohne großes Risiko die Standfestigkeit der NATO auf die Probe stellen. Man kann sich vorstellen, wie das ausginge. Außerdem wäre ein Teilbeitritt der Ukraine gleichbedeutend mit der De-facto-Anerkennung der russischen Eroberungen.
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Die Ukraine sollte, wenn sie das will, Mitglied in den westlichen Bündnisstrukturen werden, aber nur innerhalb international anerkannter Grenzen. Alles, was dem entgegensteht, ist – zurückhaltend formuliert – wenig hilfreich.