Von den 20 Millionen Euro, die Wiesbaden direkt oder über eine Tochtergesellschaft bei der Greensill-Bank geparkt hatte, sind rund 15 Millionen Euro verloren. An dieser bitteren Erkenntnis führt kein Weg mehr vorbei. Das ist ein herber Schlag für eine Stadt, die gerade erst das Haushaltsjahr 2023 mit einem Verlust von mehr als vier Millionen Euro abgeschlossen hat, und ebenso für den für Messen und Veranstaltungen zuständigen Eigenbetrieb, der mit dem Unterhalt des Kongresszentrums jährlich Millionenverluste einfährt.

Die Aussichten für die Landeshauptstadt als Gläubigerin im Insolvenzverfahren sind trüb. Gut möglich, dass dieses Verfahren in diesem Jahrzehnt nicht beendet werden kann. Was am Ende dabei herauskommt, ist so ungewiss wie der Zeitpunkt einer möglichen Ausschüttung aus der Insolvenzmasse.

Unter diesen Aspekten ist es richtig, dass Wiesbaden nach einem schnellen Ausstieg aus dem Verfahren durch den Verkauf seiner Forderungen sucht. Dass eine Ausschreibung dieser Forderungen zu einem Bieterwettbewerb risikofreudiger Investoren führen wird, ist allerdings nicht zu erwarten. Die Stadt kann schon froh sein, wenn es ein oder zwei Interessenten gibt, die bereit sind, die Forderungen zu übernehmen und dafür 20 bis 25 Prozent ihres Nominalwertes zu zahlen. Anders als beispielsweise in Schwalbach am Taunus und in Eschborn hielt sich der Ärger in Wiesbaden über die Fehlspekulation in sehr überschaubaren Grenzen. Hier war das Verständnis groß, angesichts der damals gängigen Strafzinsen auf Einlagen nach Geldanlagemöglichkeiten gesucht zu haben, die zumindest eine kleine Rendite versprachen.

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Eine Lehre aus dem Greensill-Debakel ist, künftig noch mehr Sorgfalt bei der Geldanlage walten zu lassen, vornehmlich auf die Ratings großer und renommierter Agenturen zu achten und im Zweifel Sicherheit vor Rendite zu stellen. Das heißt beispielsweise, den Volksbanken und Sparkassen zu vertrauen, was gerade Wiesbaden als Miteigentümerin der Naspa leichtfallen sollte.

Den meisten Kommunen dürfte der Fall Greensill in dieser Hinsicht eine Lehre gewesen sein. In fast allen Städten und Gemeinden sind die Anlagerichtlinien neu gefasst, überarbeitet und verschärft worden. Schleierhaft bleibt allerdings, warum Wiesbaden sein Vorgehen wieder einmal hinter verschlossenen Türen berät. Transparenz geht anders.

QOSHE - Schlussstrich hinter verschlossenen Türen - Oliver Bock
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Schlussstrich hinter verschlossenen Türen

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18.03.2024

Von den 20 Millionen Euro, die Wiesbaden direkt oder über eine Tochtergesellschaft bei der Greensill-Bank geparkt hatte, sind rund 15 Millionen Euro verloren. An dieser bitteren Erkenntnis führt kein Weg mehr vorbei. Das ist ein herber Schlag für eine Stadt, die gerade erst das Haushaltsjahr 2023 mit einem Verlust von mehr als vier Millionen Euro abgeschlossen hat, und ebenso für den für Messen und Veranstaltungen zuständigen Eigenbetrieb, der mit dem Unterhalt des Kongresszentrums jährlich Millionenverluste einfährt.

Die Aussichten für die Landeshauptstadt als Gläubigerin im Insolvenzverfahren sind trüb. Gut möglich, dass........

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