In den G-20-Zusammenschluss ist einmal einige Hoffnung ­gesetzt worden. Die Gruppe, in der die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer zusammenkommen, galt als Forum, um den Übergang von der westlich (amerikanisch) dominierten Weltordnung zur Multipolarität zu gestalten.

Das muss man als gescheitert betrachten, wenn man Veranstaltungen wie das Außenministertreffen in Rio de Janeiro verfolgt. In den großen Fragen, von den Kriegen in der Ukraine und in Gaza bis zum Klimaschutz und dem Zuschnitt internationaler Institutionen, herrscht zum Teil tiefe Uneinigkeit.

Lawrow will gar nicht über die Ukraine reden, Baerbock verlangt ein Ende des Krieges. Lula vergleicht Israels Vorgehen mit dem Holocaust, Blinken lehnt das ab.

Die Weltpolitik ist kein Stuhlkreis, deshalb sollte man von solchen Formaten grundsätzlich nicht allzu viel erwarten. Für ein Land wie Deutschland, das sich jahrzehntelang dem Multilateralismus verschrieben hat, stellt sich aber schon die Frage, ob nicht auch hier eine „Zeitenwende“ nötig ist.

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Die globalen Lösungen, von denen vor allem die Partei der Außenministerin träumt, wird es bei vielen Themen auf absehbare Zeit nicht geben. Dass gerade jetzt eine nennenswerte UN-Reform gelingen könnte, ist unwahrscheinlich. Die deutsche Außenpolitik muss strategischer werden, und dazu gehört, mehr auf Länder zu setzen, die unsere Interessen teilen, statt mit denen zu palavern, die andere haben.

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Weltpolitik ist kein Stuhlkreis

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22.02.2024

In den G-20-Zusammenschluss ist einmal einige Hoffnung ­gesetzt worden. Die Gruppe, in der die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer zusammenkommen, galt als Forum, um den Übergang von der westlich (amerikanisch) dominierten Weltordnung zur Multipolarität zu gestalten.

Das muss man als gescheitert betrachten, wenn man Veranstaltungen wie das Außenministertreffen in Rio de Janeiro verfolgt. In den........

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