Wenn Europa jetzt beginnt, die wichtigste strategische Frage seit dem Kalten Krieg als Mutprobe aufzufassen, dann hat Putin schon fast gewonnen. Das müsste Macron sehr genau wissen, denn sein überraschender Vorstoß für die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine ist von den wesentlichen Verbündeten strikt abgelehnt worden.

Dank des französischen Präsidenten weiß der Kreml nun, dass bis auf ein paar kleinere Staaten niemand in der NATO bereit ist, Soldaten in das Kriegsland zu schicken, vor allem nicht Amerika. Und wer sich offen zeigt, denkt an Ausbildung, nicht an Kampf. „Strategische Ambiguität“ hat Macron nicht hergestellt, eher strategische Klarheit – über die roten Linien im westlichen Bündnis.

Andere Europäer als feige zu beschimpfen wird daran nichts ändern. Pistorius hat sich zu Recht gegen die Äußerungen des Präsidenten verwahrt. Sie klingen auch deshalb merkwürdig, weil Macron in den vergangenen zwei Jahren nicht als großer Unterstützer der Ukraine aufgefallen ist.

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Das überfallene Land braucht keine rhetorischen Salven, sondern Munition und Waffen. Frankreich gehört zu den Ländern, die da deutlich mehr tun könnten. Die Wahrheit ist, dass es töricht und verantwortungslos wäre, die NATO in einen direkten Konflikt mit Russland zu führen, und zwar nicht nur wegen Trump. Aber unterhalb dieser Schwelle sollte man alles tun, um die Ukraine zu unterstützen.

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Rhetorische Salven helfen der Ukraine nicht

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07.03.2024

Wenn Europa jetzt beginnt, die wichtigste strategische Frage seit dem Kalten Krieg als Mutprobe aufzufassen, dann hat Putin schon fast gewonnen. Das müsste Macron sehr genau wissen, denn sein überraschender Vorstoß für die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine ist von den wesentlichen Verbündeten strikt abgelehnt worden.

Dank des französischen Präsidenten weiß der Kreml nun, dass bis auf ein paar kleinere Staaten........

© Frankfurter Allgemeine


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