Der Anschlag auf einen Konzertsaal nahe Moskau ist ein abscheuliches Verbrechen, die hohe Zahl der Opfer ist erschütternd. Es war richtig und angemessen, dass die Bundesregierung und andere westliche Führungen die Tat verurteilt haben. Bei allen tief reichenden Differenzen, die der Westen derzeit mit Putin hat, sollte nicht der Eindruck von Schadenfreude aufkommen.

Terrorismus ist ein weltweites Problem, seine Bekämpfung erfordert eigentlich viel mehr internationale Zusammenarbeit. Dass Putin amerikanische Warnungen öffentlich in den Wind schlug, war leichtfertig und fahrlässig. Den Konzertbesuchern wurde ein falsches Gefühl von Sicherheit vermittelt.

Schwierig wird es bei der Schuldfrage. Putin und seine Adlaten versuchen, eine Spur in Richtung Ukraine zu legen; im Westen schenkt man den Bekenntnissen des „Islamischen Staats“ Glauben.

Das ist natürlich auch politisch motiviert: Die russische Führung arbeitet an ihrem Feindbild, um die Zustimmung des Volkes für den Krieg nicht zu verlieren, der voraussichtlich noch viel Mensch und Material verschlingen wird. Der Westen wiederum könnte es sich nicht leisten, wenn die von ihm unterstützte Ukraine zu Terrormethoden griffe.

Von den Ermittlungen in Russland sollte man sich da nicht allzu viel Aufschlussreiches erwarten, die Behörden werden die Sache im Sinne des Kremls drehen. Sollte es sich tatsächlich um einen islamistischen Anschlag gehandelt haben, wofür auch die jüngere russische Geschichte spricht, wäre das allerdings kein Trost für den Westen. War man nicht aus Afghanistan abgezogen, weil von dem Land angeblich keine terroristische Gefahr mehr ausging?

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Terroranschläge sind nicht leicht zu verhindern. In diesem Fall liegt aber der Verdacht nahe, dass der russische Sicherheitsapparat durch den Krieg und die politische Repression beansprucht, wenn nicht abgelenkt war. Putin hat Russland nicht stärker gemacht, wie er ständig behauptet, sondern verwundbarer.

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Putin hat Russland verwundbarer gemacht

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24.03.2024

Der Anschlag auf einen Konzertsaal nahe Moskau ist ein abscheuliches Verbrechen, die hohe Zahl der Opfer ist erschütternd. Es war richtig und angemessen, dass die Bundesregierung und andere westliche Führungen die Tat verurteilt haben. Bei allen tief reichenden Differenzen, die der Westen derzeit mit Putin hat, sollte nicht der Eindruck von Schadenfreude aufkommen.

Terrorismus ist ein weltweites Problem, seine Bekämpfung erfordert eigentlich viel mehr internationale Zusammenarbeit. Dass Putin amerikanische Warnungen öffentlich in den Wind........

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