Erdogan scheint für sein großes Erpressungsmanöver rund um die NATO-Norderweiterung zu bekommen, was er wollte. Schweden hat schon vor einiger Zeit seine Antiterrorgesetzgebung verschärft. Wenn jetzt der US-Kongress mitspielt, dann könnte die Türkei auch die F-16-Kampfflugzeuge erhalten, die sie seit langem kaufen will.
Erdogan hat aus einem schlechten Blatt viel herausgeholt, das muss man anerkennen. Nachdem er ein russisches Luftabwehrsystem angeschafft hatte, lief er Gefahr, militärtechnisch vom Rest der Allianz abgeschnitten zu werden. Nur auf die begehrten, weil modernsten F-35-Flugzeuge, die auch die Bundeswehr bestellt hat, muss er verzichten.
Am Ende dürfte Erdogan auch von der Bedeutung der Türkei an der Südostflanke des Bündnisses profitiert haben (Bosporus, Nahost). Sie ist nicht weniger wichtig als Schwedens künftige Rolle für die NATO im Ostseeraum.
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Ungarns strategische Bedeutung ist nicht ganz so groß, und Orbán hat mit seinem Ausscheren in der Ukrainefrage nichts dafür getan, den Wert seines Landes im Bündnis zu steigern. Deshalb wird die Schlussrechnung für Budapest vermutlich nicht so positiv ausfallen, wenn Schweden demnächst das 32. Mitglied wird.
Es ist wie in der EU: Orbán hinterlässt mit seinen Blockadeaktionen immer mehr verbrannte Erde. Vielleicht hofft er auf Trump, der ein erklärter Fan von ihm ist. Aber Trump will sowieso niemanden in Europa verteidigen.