Die Taurusfrage bleibt eine der Abwägung. Kein anderes Land hat der Ukraine bisher eine so schlagkräftige Waffe zur Verfügung gestellt. Die britischen und französischen Marschflugkörper, die Kiew erhalten hat, haben nur die Hälfte der Reichweite des Taurus. Noch weniger hat ein ballistisches System, das die Amerikaner geliefert haben.

Die Diskussion, ob eine gelieferte Waffe Moskau erreichen kann, musste man in London, Paris und Washington nicht führen. Das kann gerade im Fall der NATO-Führungsmacht zum Pro­blem werden, denn warum sollte ein US-Präsident für die möglichen Folgen einer Waffenlieferung einstehen, zu der er selbst nicht bereit war?

Auf der anderen Seite muss man Putins Propagandisten, die deutsche Brücken als Ziele von Gegenschlägen aufzählen, nicht auf den Leim gehen. Ein Angriff auf ein NATO-Land wäre für Russland höchst riskant.

Deshalb ist es genau die Schlagkraft, die für die Lieferung des Taurus spricht. Er ist nicht die Wunderwaffe, zu der ihn manche Politiker und „Experten“ hochgeredet haben, aber das System könnte der Ukraine gerade in dieser schwierigen Phase des Krieges zur Bekämpfung von Hochwertzielen hinter der Front dienen.

Mittlerweile ist klar, dass die ­Ukrainer den Taurus auch ohne Hilfe der Bundeswehr bedienen könnten, wenn auch nicht sofort. Die Frage der Kontrolle, die Scholz zu Recht stellt, müsste auf andere Weise gelöst werden.

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Hat der Kanzler noch die Kraft zu so einer Entscheidung, oder schielt er in dieser Frage auf die kommenden Wahlkämpfe? Immerhin hat er jetzt aus London ein Angebot für einen Ringtausch auf dem Tisch. Das wäre für die Ukraine nur die zweitbeste Lösung, aber es wäre besser als nichts, und vor allem ginge es schnell.

Und es würde zumindest ein bisschen dem fatalen Eindruck entgegenwirken, dass Russland den politischen Diskurs in Deutschland steuern kann. Cameron sagt, er wolle keine Details zu einer möglichen Zusammenarbeit nennen, um den Gegner nicht zu informieren. Daran sollten sich viele in Berlin ein Beispiel nehmen.

QOSHE - Ein Ringtausch wäre besser als nichts - Nikolas Busse
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Ein Ringtausch wäre besser als nichts

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10.03.2024

Die Taurusfrage bleibt eine der Abwägung. Kein anderes Land hat der Ukraine bisher eine so schlagkräftige Waffe zur Verfügung gestellt. Die britischen und französischen Marschflugkörper, die Kiew erhalten hat, haben nur die Hälfte der Reichweite des Taurus. Noch weniger hat ein ballistisches System, das die Amerikaner geliefert haben.

Die Diskussion, ob eine gelieferte Waffe Moskau erreichen kann, musste man in London, Paris und Washington nicht führen. Das kann gerade im Fall der NATO-Führungsmacht zum Pro­blem werden, denn warum........

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