Die amerikanische Regierung weist selbst darauf hin, dass der Abwurf von Hilfslieferungen über dem Gazastreifen kein Ersatz für den Transport mit Lastwagen ist. Mit den ersten 38.000 Fertigmahlzeiten, die am Samstag ankamen, ist in der Tat nicht allzu viel auszurichten in einem Kriegsgebiet, in dem mehr als zwei Millionen Menschen ausharren müssen.
Weitere Hilfsflüge sollen folgen, aber wichtiger bleibt der Landweg, auf dem sich viel mehr liefern lässt. Das Verhältnis zwischen den UN und Israel ist zerrüttet. Hier müssen sie aber besser zusammenarbeiten, es geht schließlich um humanitäre Belange.
Politisch ist die amerikanische Luftbrücke eine Ohrfeige für die israelische Führung, vor allem für Ministerpräsident Netanjahu. Biden ist immer noch der wichtigste Verbündete Israels, auch wenn der Kongress ihn derzeit daran hindert, mehr für das Land zu tun. Dass der Präsident sich nun zu Hilfsflügen entschlossen hat, zeigt, dass er nach den Todesfällen bei einer Hilfslieferung am Donnerstag nur noch wenig Vertrauen hat, dass Israel seiner Verantwortung nachkommt.
Wer ein Gebiet besetzt, der muss für die Zivilisten Sorge tragen, die dort leben. Wer wüsste das besser als Israel? Trotzdem legt der Verlauf der Kämpfe den Schluss nahe, dass die israelische Führung fast alles dem (legitimen) Ziel unterordnet, die Hamas zu zerschlagen. Das hat nicht nur zu erbärmlichen Zuständen im Gazastreifen geführt, es ist auch politisch kurzsichtig. Eine Lehre aus dem 7. Oktober lautet, dass der Konflikt nicht auf Dauer kleingehalten werden kann. Es erhöht Israels Sicherheit nicht, wenn es die Bevölkerung Gazas immer mehr gegen sich aufbringt.
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Für Biden geht es bei alldem inzwischen auch um seine Wiederwahl, siehe die jüngsten Vorwahlen in Michigan. Schon allein deshalb wird sein Verhältnis zu Netanjahu schwierig bleiben. Der hofft vielleicht auf Trump, aber bis zur Vereidigung des nächsten amerikanischen Präsidenten sollte die Sache in Gaza entschieden sein.