Private Equity ist in den vergangenen zwanzig Jahren zu einem bedeutenden Akteur in der deutschen Wirtschaft geworden. Der Ruf bleibt durchwachsen, hat sich aber stark verbessert. Gewerkschafter melden öfters gute Erfahrungen mit den Beteiligungsspezialisten – und wünschen sich bei manchem anstehenden Unternehmensverkauf ex­plizit einen Finanzinvestor. Bekäme nämlich stattdessen ein Konkurrent der Branche den Zuschlag, fände er Überlappungen, höbe Synergien, striche also möglicherweise mehr Stellen. Auch haben immer wieder Familienunternehmen ein Nachfolgeproblem, dann hilft Private Equity aus. Ebenso decken Investoren mit ihrer Erfahrung gelegentlich Schwachstellen auf, die besser früh angegangen werden. Und: Oft greift die vielzitierte „Buy and Build“-Strategie, wonach Inves­toren ein erworbenes Unternehmen mit Zukäufen ausbauen und hoffentlich stärken.

Auf der Minusseite stehen die Fälle, in denen Eignerwechsel etablierte Standards für Arbeitnehmer oder Lieferanten kippen. Außerdem greifen all die Mittelsmänner und Berater im Handel mit Unternehmen Honorare ab, und das nicht knapp; dieses Geld fehlt im eigentlichen Geschäft. Wenn ein Unternehmen später mehrmals von einem Investor zum nächsten gereicht wird, gilt es allemal hellhörig zu werden. Was auch zu denken gibt: Das viele Kapital der Private-Equity-Fonds führt zu Anlagedruck und manchem Deal um des Deals willen. Fazit: Ob ein Unternehmen von Private Equity profitiert, ist von Fall zu Fall zu beurteilen.

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Von Fall zu Fall

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09.02.2024

Private Equity ist in den vergangenen zwanzig Jahren zu einem bedeutenden Akteur in der deutschen Wirtschaft geworden. Der Ruf bleibt durchwachsen, hat sich aber stark verbessert. Gewerkschafter melden öfters gute Erfahrungen mit den Beteiligungsspezialisten – und wünschen sich bei manchem anstehenden Unternehmensverkauf ex­plizit einen Finanzinvestor. Bekäme nämlich stattdessen ein Konkurrent der Branche den Zuschlag, fände er........

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