Der jetzige Kurssprung weckt Er­innerungen an einen anderen, über zwanzig Jahre zurückliegenden Fall der Gesundheitsbranche: Der Bayer-Konzern sah den Aktienkurs um 40 Prozent zulegen, nachdem im ersten Prozess um den Blutfettsenker Lipobay ein US-Geschworenengericht den deutschen Konzern zur Überraschung der Fachwelt vom Vorwurf des Fehlverhaltens bei der Entwicklung und Vermarktung freigesprochen hatte. Bayer hatte anschließend noch genug Sorgen mit Lipobay, so wie Philips jetzt noch nicht über dem Berg ist. Aber die existenzielle Not scheint in Amsterdam gelindert, so wie es damals in Leverkusen der Fall war.

Fast auf den Tag drei Jahre ist es her, dass Philips erstmals ein Problem mit seinen Geräten meldete: ein „Thema“, wie das im Manager- und Juristensprech verniedlicht wird. „Bedauerlicherweise haben wir ein Qualitätsthema in einem Geräteteil identifiziert, das in bestimmten Produkten zur Schlaf- und Beatmungsversorgung verwendet werden, und leiten alle Vorsorgeschritte ein, um das Thema anzugehen“, ließ Philips wissen und bildete 250 Millionen Euro Rückstellung. Sensible Anleger wurden damals schon nervös, und das „Thema“ bekam mit der Zeit immer mehr Wucht. Wer in den USA mit sensiblen Produkten Geschäfte macht, lebt riskant – wie auch Bayer inzwischen wieder erfährt, diesmal mit Glyphosat.

QOSHE - Die USA als Risiko - Klaus Max Smolka
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Die USA als Risiko

8 0
30.04.2024

Der jetzige Kurssprung weckt Er­innerungen an einen anderen, über zwanzig Jahre zurückliegenden Fall der Gesundheitsbranche: Der Bayer-Konzern sah den Aktienkurs um 40 Prozent zulegen, nachdem im ersten Prozess um den Blutfettsenker Lipobay ein US-Geschworenengericht den deutschen Konzern zur Überraschung der Fachwelt vom Vorwurf........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play