In Finnland sind sich alle einig: Dieser Wahlkampf um das Amt des Präsidenten war vorbildhaft. Er sei „konstruktiv, positiv und in vielerlei Hinsicht respektvoll“ gewesen, sagte der designierte Präsident Alexander Stubb und sprach von einem „Sieg für die liberale Demokratie“.

Tatsächlich blieb der Umgang der Kandidaten miteinander bis zuletzt überaus freundlich. Aufmerksam hörte man bei gemeinsamen Auftritten dem anderen zu und bedankte sich, bevor eigene Vorschläge präsentiert wurden.

Stubb nannte seinen Kontrahenten Pekka Haavisto am Wahlabend sogar „einen der nettesten Menschen, die ich je getroffen habe“.

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Mit derlei Lob wurden nicht etwa inhaltliche Unterschiede übertüncht. Es gab sie schlicht so gut wie nicht. Diskutiert wurde ohnehin fast nur über Fragen von Sicherheit und Verteidigung, und angesichts der russischen Bedrohung sind sich da alle bei fast allem einig. Andererseits spielte in diesem aufgeklärten, vermeintlich stets so rational argumentierenden Land für viele Wähler offenbar die sexuelle Orientierung eines Kandidaten eine große Rolle bei der Wahlentscheidung.

Haavisto lebt in einer eingetragenen Partnerschaft mit einem Mann aus Ecuador. Bei einer repräsentativen Umfrage der Universität Helsinki gab rund ein Drittel der Befragten an, dass der Partner von Haavisto ein Grund sei, diesen nicht zu wählen. Hier ticken die Finnen offenbar anders.

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Vorbild Finnland?

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13.02.2024

In Finnland sind sich alle einig: Dieser Wahlkampf um das Amt des Präsidenten war vorbildhaft. Er sei „konstruktiv, positiv und in vielerlei Hinsicht respektvoll“ gewesen, sagte der designierte Präsident Alexander Stubb und sprach von einem „Sieg für die liberale Demokratie“.

Tatsächlich blieb der Umgang der Kandidaten miteinander bis zuletzt überaus freundlich. Aufmerksam hörte man bei........

© Frankfurter Allgemeine


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