Ein neues Smartphone sei sein einziger Weihnachtswunsch, verkündet der Dreizehnjährige zunächst. Wieso das denn, nach zweieinhalb Jahren schon? Den Eltern gegenüber argumentiert der Nachwuchs zielgruppengerecht. Der Akku würde oft nicht mehr laden und daraufhin tagsüber ausfallen, dann sei man nicht mehr erreichbar. Und ordentliche Fotos könne man auch nicht mehr machen, es wäre doch schade, das Erlebte nicht mehr teilen zu können.

Eine gemeinsame Untersuchung des Smartphone führt zu folgender Diagnose: Die Ladehemmung ist durch Schmutz in der Steckerbuchse verursacht, die schlechten Fotos resultieren aus einer verkratzten Schutzfolie. Beides lässt sich mit ein wenig Eigenarbeit und wenig Geld für die neue Folie beseitigen, die Eltern geben Hilfestellung, und sichtlich stolz präsentiert der Bub das wieder funktionierende Gerät.

Abgesehen von allen pädagogischen Ideen zur Selbstwirksamkeit ist damit ein Beitrag für die Umwelt geleistet, winzig zwar, aber immerhin. Wir nehmen uns ein Beispiel an der nächsten Generation und tragen eine an sich funktionsfähige Daunenjacke mit kleinem Loch und entsprechendem Federschlupf an den Ort, an dem wir sie vor etwa fünf Jahren erstanden. Eigentlich erwarten wir, abgewiesen zu werden, schließlich verdient der Händler sein Geld mit dem Verkauf neuer Ware.

Doch es kommt anders, ein kundiger Mitarbeiter weiß, dass der Hersteller eine kostenlose Reparatur unabhängig vom Alter der Ausrüstung anbietet, der Händler übernimmt sogar das Einschicken. Und das, obwohl das aus Brüssel angekündigte Recht auf Reparatur noch längst nicht in Kraft ist. Neben der Freude am wieder funktionierenden Lieblingsstück hat Reparieren einen weiteren positiven Effekt, es werden Mittel für andere Freuden frei. Der Bub erkennt das sofort, die neue Wunschliste umfasst sieben Positionen.

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Reparaturfreuden

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19.12.2023

Ein neues Smartphone sei sein einziger Weihnachtswunsch, verkündet der Dreizehnjährige zunächst. Wieso das denn, nach zweieinhalb Jahren schon? Den Eltern gegenüber argumentiert der Nachwuchs zielgruppengerecht. Der Akku würde oft nicht mehr laden und daraufhin tagsüber ausfallen, dann sei man nicht mehr erreichbar. Und ordentliche Fotos könne man auch nicht mehr machen, es wäre doch schade, das Erlebte nicht mehr teilen zu können.

Eine gemeinsame Untersuchung des Smartphone führt zu folgender........

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