Natürlich hebt der börsennotierte Flughafenbetreiber Fraport AG im Blick auf die Verkehrszahlen am größten deutschen Flughafen hervor, dass diese im Vorjahresvergleich um mehr als ein Fünftel zugelegt haben. Für sich genommen tatsächlich eine veritable Steigerung. Aber das Drehkreuz Frankfurt wie der Luftverkehr in Deutschland insgesamt muss sich sowohl am eigenen Vorkrisenniveau wie auch an der Performance der Konkurrenz in Europa und darüber hinaus messen lassen. Und da ist aus Sicht der Frankfurter Flughafenmanager noch kein Grund zu großem Jubel erkennbar.

So liegt nach Zahlen des Bundesverbands der deutschen Luftverkehrswirtschaft das Sitzplatzangebot in Deutschland bei rund 85 Prozent des Vorkrisenniveaus, während bei der europäischen Konkurrenz das Angebot das Niveau von 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Krise, überschritten hat. Und der Flughafenverband ADV rechnet vor, dass in ganz Europa bereits neun von zehn Passagieren zurück seien, während die sogenannte Recovery-Rate in Deutschland lediglich bei rund 80 Prozent der Werte von 2019 liege.

Hohe Ticketpreise und hohe Standortkosten verhinderten eine stärkere Erholung, ist sich etwa der Flughafenverband sicher – es ist der Job jedes Verbandes, vor allem die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten und nicht primär auf das Ganze zu schauen. Nicht zu bestreiten ist aber auch, dass die Bundesregierung die Luftverkehrsbranche in Deutschland mehr als bisher belastet: um auch damit Geld zu organisieren. Mit dem sie die Löcher im Haushalt stopfen will, die sich aufgetan haben, nachdem das Bundesverfassungsgericht die Etatgestaltung der Ampel gestoppt hat.

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Dass die Ticketsteuer, auch Luftverkehrssteuer genannt, zum 1. Mai dieses Jahres um rund ein Fünftel steigen soll, wird sich ganz gewiss nicht förderlich auf die Reiselust auswirken. Tickets werden teurer, und es ist nicht davon auszugehen, dass die Fluglinien alle Zusatzkosten tragen.

Abhängig von der Distanz, beläuft sich die Steuer auf bis zu 70 Euro je Passagier und ist von allen Fluggästen zu entrichten, die von Deutschland aus fliegen. Gut Situierte wird das nicht von Flugreisen abhalten, knapp kalkulierende Familien womöglich schon.

Noch viel heikler wäre es aber, wenn die Bundesregierung tatsächlich – wie von der Branche befürchtet – wegen der Milliardenlöcher im Etat auch die Förderung von synthetischem Kerosin auf der Basis von grünem Strom weitgehend zurückschraubte. Denn ohne diesen synthetischen Treibstoff ist auf lange Sicht eine klimaverträgliche Verkehrsfliegerei kaum denkbar, auch nicht in Frankfurt.

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Zähe Aufholjagd

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17.01.2024

Natürlich hebt der börsennotierte Flughafenbetreiber Fraport AG im Blick auf die Verkehrszahlen am größten deutschen Flughafen hervor, dass diese im Vorjahresvergleich um mehr als ein Fünftel zugelegt haben. Für sich genommen tatsächlich eine veritable Steigerung. Aber das Drehkreuz Frankfurt wie der Luftverkehr in Deutschland insgesamt muss sich sowohl am eigenen Vorkrisenniveau wie auch an der Performance der Konkurrenz in Europa und darüber hinaus messen lassen. Und da ist aus Sicht der Frankfurter Flughafenmanager noch kein Grund zu großem Jubel erkennbar.

So liegt nach Zahlen des Bundesverbands der deutschen Luftverkehrswirtschaft das Sitzplatzangebot in Deutschland bei rund 85 Prozent des........

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