Die Liste der AfD für die Europawahl wird, was unter den gegebenen Umständen unausweichlich ist, weiterhin von Maximilian Krah angeführt. Auch Spitzenkandidat wird er sich weiter nennen dürfen. Doch es fehlt ihm dazu alles, was für andere Spitzenkandidaten selbstverständlich ist.

Dass Krah nicht zur Auftaktveranstaltung des AfD-Wahlkampfs erscheinen wird, spricht Bände. Auch sonst wird wohl nicht viel von ihm zu hören oder zu sehen sein, weder auf Wahlplakaten noch auf Großveranstaltungen. Die AfD geht mit einem Spitzenkandidaten in die Wahl, den sie erst einmal verstecken möchte.

Nicht nur Spionagevorwürfe und Putin-Liebedienerei haben der AfD diese Farce eingebrockt. Es ist der parteiinterne Machtkampf, der ihre Funktionäre blind macht für die Eignung von Kandidaten. Krah wurde in diese Position gehievt, weil er vom extremistischen Höcke-Flügel zu den starken Kerls gezählt wird. Die Gemäßigten kuschten, wie schon so oft, vor so viel völkischer Breitbeinigkeit.

Selbst in den rechtspopulistischen Fraktionen im Europaparlament fiel Krah durch seine Exzentrik und Eskapaden auf. Für Tino Chrupalla, Fürsprecher der radikalen Radikalen in der Partei, ist die Affäre deshalb peinlicher als für Alice Weidel. Doch auch die Parteivorsitzende ist beschädigt, weil sie in wichtigen Augenblicken kein Durchsetzungsvermögen zeigt.

Das gilt auch jetzt. Wenn der nicht extremistische Teil der AfD recht hätte, dass die Partei den Etablierten moralisch überlegen sei, weil sie wahre Patrioten mit weißer Weste versammele, müsste es ein Leichtes sein, reinen Tisch zu machen. Im lauen Umgang mit Krahs Hallodri-Kurs gegenüber China und Russland zeigt sich stattdessen die ganze Doppelmoral der AfD, wenn denn von Moral noch die Rede sein kann.

Dass AfD-Politiker nun wehklagen, Regierung und Parteien fielen über sie her, ist ein schlechter Scherz angesichts der Keulen, mit denen die AfD unterwegs ist. Stört es ihre Wähler, dass sie so verkommen ist? Leider viel zu wenige. Denn sie wissen nicht, was sie tun.

QOSHE - Die AfD ist eine Partei ohne Moral - Jasper Von Altenbockum
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Die AfD ist eine Partei ohne Moral

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24.04.2024

Die Liste der AfD für die Europawahl wird, was unter den gegebenen Umständen unausweichlich ist, weiterhin von Maximilian Krah angeführt. Auch Spitzenkandidat wird er sich weiter nennen dürfen. Doch es fehlt ihm dazu alles, was für andere Spitzenkandidaten selbstverständlich ist.

Dass Krah nicht zur Auftaktveranstaltung des AfD-Wahlkampfs erscheinen wird, spricht Bände. Auch sonst wird wohl nicht viel von ihm zu hören oder zu sehen sein, weder auf Wahlplakaten noch auf Großveranstaltungen.........

© Frankfurter Allgemeine


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