Es ist CDU-Zeit im Hochtaunuskreis. Das gilt eigentlich schon seit Jahrzehnten, in diesen Tagen aber ganz besonders. Der langjährige Amtsinhaber Ulrich Krebs hat die Landratswahl diesmal mit 67 Prozent der Stimmen gewonnen – gegenüber 57 Prozent vor sechs Jahren.

Das gute Abschneiden des Christdemokraten geht allerdings vermutlich nicht allein auf die Politik seiner Partei zurück, die in Hessen zuletzt bei der Landtagswahl ein gutes Ergebnis erzielt hatte. Die CDU-Zeit hat sicher auch mit der Unzufriedenheit mit der Ampel in Berlin zu tun. Vor allem aber dürfte Krebs davon profitiert haben, dass gegen ihn außer der Grünen-Kandidatin Sabine Schwarz-Odewald auch ein Kandidat der AfD angetreten ist.

Die Kandidatur des Rechtsanwalts und Kreistagsabgeordneten Frank Bücken dürfte viele Demokraten im Kreis am Sonntag motiviert und mobilisiert haben, ins Wahllokal zu gehen. Die Wahlbeteiligung lag bei immerhin 41 Prozent – für eine Landratswahl, die nicht im Windschatten etwa einer Landtagswahl mitsegeln kann, ist das gar nicht schlecht. Vor sechs Jahren gingen noch nicht einmal 30 Prozent der Menschen zwischen Kronberg und Grävenwiesbach an die Urne. Diesmal waren sich womöglich mehr von ihnen bewusst, was Politiker gerne betonen, sonst aber oft verhallt: Jede Stimme zählt. Im Hochtaunuskreis konnten die Menschen in diesen Tagen nicht nur demonstrieren, sondern sich auch mit einem Bekenntnis zu einer Partei als Demokraten einbringen. Das zählte bei manchem womöglich mehr als etwa die Unzufriedenheit mit der Taunusbahn, die viele auch dem Landrat anlasten.

Vom beflügelten Verantwortungsgefühl der Demokraten profitierte auch die Grünen-Kandidatin, die trotz der Politik in Berlin und des Ausscheidens ihrer Partei aus der Koalition in Wiesbaden immerhin 22,6 Prozent erhielt. Am meisten aber nutzen hohe Wahlbeteiligungen wie auch tatsächliche oder empfundene Krisen soliden Amtsinhabern – stärker als etwaigen Herausforderern. Im Landratsamt kann Krebs nun mit Rückenwind die Probleme im Kreis angehen.

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Demokraten und schönes Wetter

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29.01.2024

Es ist CDU-Zeit im Hochtaunuskreis. Das gilt eigentlich schon seit Jahrzehnten, in diesen Tagen aber ganz besonders. Der langjährige Amtsinhaber Ulrich Krebs hat die Landratswahl diesmal mit 67 Prozent der Stimmen gewonnen – gegenüber 57 Prozent vor sechs Jahren.

Das gute Abschneiden des Christdemokraten geht allerdings vermutlich nicht allein auf die Politik seiner Partei zurück, die in Hessen zuletzt bei der Landtagswahl ein gutes Ergebnis erzielt hatte. Die CDU-Zeit hat sicher auch mit der Unzufriedenheit mit der Ampel in Berlin zu tun. Vor allem aber dürfte Krebs davon profitiert haben, dass gegen ihn außer der Grünen-Kandidatin........

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