Der große Hollywood-Streik ist zu Ende, die Schreiber schreiben schon seit ein paar Wochen wieder, die Schauspieler kehren an die Filmsets zurück, die Fiktionsproduktion, die so lange ruhte, kann endlich weitergehen – und doch fällt einem niemand ein, der jetzt einen guten Grund zu feiern hätte. Im Gegenteil, auch der Donnerstag, an dem die Einigung bekannt gegeben wurde, war ein schwarzer Tag, und es ist nur ein schwacher Trost, dass jeder weitere Streiktag noch düsterer geworden wäre.

Es ging der Branche sehr schlecht, als der Streik anfing. Die gigantischen Investitionen ins Streaming warfen zu kleine oder gar keine Gewinne ab; die Aktienkurse brachen ein, die Investoren zwangen die Studios zum Sparen, und gespart wurde an Gagen, Honoraren, Lizenzgebühren, an den Autoren und Schauspielern also – was ja der Grund war, weshalb alles auf den Streik hinauslief. Man könne sich diesen Streik nicht leisten, sagte damals Bob Iger, der Chef des Disney-Konzerns, was leider stimmte, auch wenn der Satz von einem Mann kam, dessen Jahresgehalt allseits auf 25 Millionen Dollar geschätzt wird.

Der Streik, wie wir wissen, kam trotzdem; und dass er so lange gedauert hat, 118 Tage bei den Schauspielern, 148 bei den Autoren, hat genau darin seinen Grund: Die Studios konnten sich den Stillstand nicht leisten. Sie konnten es sich aber auch nicht leisten, auf die Forderungen einzugehen. Noch hat niemand ausgerechnet, wie hoch der Schaden ist, den der Streik angerichtet hat; es wird aber eine furchterregende Summe sein, ein Verlust, von dem sich die Studios und Streamingdienste so schnell nicht erholen werden.

Und jetzt kommen die Kosten jener Einigung hinzu, über welche noch keine Details bekannt geworden sind. Nur eines ist sicher: Die Schauspieler bekommen mehr Geld (und sie werden, irgendwie, vor ihren KI-generierten Doppelgängern geschützt; Genaueres dazu ist noch nicht bekannt). Eines ist ebenso sicher: Die Schauspieler werden nicht mehr Geld bekommen. Weil nämlich, wenn ein Engagement besser bezahlt wird, es eben weniger Engagements geben wird. Die Studios und Streamer müssen ihre Produktion reduzieren – was zur Folge haben wird, dass die Kunden ihre Abos kündigen und weniger Kinokarten kaufen.

Mehr zum Thema

1/

Hollywood : Streik der Schauspieler endet nach Einigung

Ende des Autorenstreiks : Stoppt die Zukunft!

Der Streik und die KI : Wovon träumen die Maschinen?

Schon in diesem Sommer hat sich gezeigt, dass Filme, mit denen alle gerechnet hatten, die Fortsetzungen von „Mission Impossible“ oder „Indiana Jones“, nicht liefen. Die Leute wollten allenfalls Filme sehen, mit denen keiner gerechnet hatte: „Barbie“, „Oppenheimer“, die Ausnahmen also. Die Regel heißt aber: Hollywoods Krise kommt eben erst richtig in Fahrt.

QOSHE - Nichts ist gut in Hollywood - Claudius Seidl
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Nichts ist gut in Hollywood

15 0
09.11.2023

Der große Hollywood-Streik ist zu Ende, die Schreiber schreiben schon seit ein paar Wochen wieder, die Schauspieler kehren an die Filmsets zurück, die Fiktionsproduktion, die so lange ruhte, kann endlich weitergehen – und doch fällt einem niemand ein, der jetzt einen guten Grund zu feiern hätte. Im Gegenteil, auch der Donnerstag, an dem die Einigung bekannt gegeben wurde, war ein schwarzer Tag, und es ist nur ein schwacher Trost, dass jeder weitere Streiktag noch düsterer geworden wäre.

Es ging der Branche sehr schlecht, als der Streik anfing. Die gigantischen Investitionen ins Streaming warfen zu kleine oder gar keine Gewinne ab; die Aktienkurse brachen ein, die Investoren zwangen die Studios........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play