Der frühere Volkswagen -Chef Herbert Diess hatte einst eine klare Linie ausgegeben, an der sich Europas größter Autokonzern ausrichten sollte. Das ganze Portfolio an Fahrzeugen sollte vollelektrisch werden, und zwar schnell. Heute zeigt sich, dass VW mit dieser Strategie ein zu hohes Risiko eingegangen ist. Diess’ Nachfolger Oliver Blume kämpft mit niedriger Auslastung seiner E-Auto-Fabriken, weil Kunden den neuen Antrieb nicht so annehmen wie einst erhofft.

Besonders hart trifft es Standorte wie Emden und Zwickau, die sich schon komplett vom Verbrennungsmotor getrennt haben oder auf dem Weg dorthin sind. Besser steht das Stammwerk in Wolfsburg da, wo der Betriebsrat die Transformation verzögert hat und länger auf Autos mit klassischem Antrieb wie Golf oder Tiguan setzen wollte – mit gutem Grund, wie man heute sieht.

Auch dort sollte bald der elektrische Kompaktwagen ID.3 vom Band laufen. Doch wegen der schwachen Nachfrage bleibt seine Produktion komplett in Zwickau, wo sie gebraucht wird, damit die Anlagen am Standort mit seinen gut 10.000 Beschäftigten nicht leerlaufen.

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VW-Chef Blume steht jetzt vor einem Dilemma. Einerseits würde er wohl gerne in den Chor der Branchengrößen einstimmen, die darauf dringen, das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 zu kippen und der Autobranche in ihrem Heimatmarkt Europa mehr Flexibilität zu geben. Vor allem die VW-Tochtergesellschaft Porsche, die er parallel zum Chefposten in Wolfsburg führt, sähe das wohl als Befreiungsschlag. Schließlich wäre die Zukunft ihrer Verbrenner-Boliden wie dem Porsche 911 gesichert. Auf der anderen Seite ist eine Kehrtwende der Politik das größte Risiko für VW-Standorte wie Zwickau. So bleibt Blume vorerst nur die Möglichkeit, Kosten zu senken und einen Plan B für jene Standorte zu entwickeln, die sein Vorgänger mit aller Macht auf E-Antrieb getrimmt hat.

QOSHE - Das Dilemma von VW-Chef Blume - Christian Müßgens
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Das Dilemma von VW-Chef Blume

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14.03.2024

Der frühere Volkswagen -Chef Herbert Diess hatte einst eine klare Linie ausgegeben, an der sich Europas größter Autokonzern ausrichten sollte. Das ganze Portfolio an Fahrzeugen sollte vollelektrisch werden, und zwar schnell. Heute zeigt sich, dass VW mit dieser Strategie ein zu hohes Risiko eingegangen ist. Diess’ Nachfolger Oliver Blume kämpft mit niedriger Auslastung seiner E-Auto-Fabriken, weil Kunden den neuen Antrieb nicht so annehmen wie einst erhofft.

Besonders hart trifft es Standorte wie Emden und........

© Frankfurter Allgemeine


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